Die Post im Hunsrück
(Vom cursus publicus bis zum Ende der staatlichen Post!)

2. Kapitel: Der “1. deutsche Postkurs”.

Gegen Ende des 5. Jahrhunderts zerfällt das “römische Reich”. Die nun regierenden fränkischen Herrscher setzten die staatliche Beförderung der Posten in der alten Form nicht mehr fort. Geschichtlich überliefert ist lediglich ein Nachrichtendienst, den die Klöster und Fürstenhäuser untereinander durch eigene Boten unter- hielten. Dieser transportierte oftmals nur einen einzigen Brief zu einem fernen Empfänger. Von einer “staatlichen Post” konnte somit im Hunsrück nicht mehr gesprochen werden, obwohl unter Karl dem Großen, etwa um 807 n. Chr. eine postähnliche Einrichtung, ausgehend von Auxerre eingerichtet wurde. Er ließ drei Poststraßen ausbauen, die in südlicher Richtung nach Spanien, über Lyon nach Italien und über Paris und Aachen nach Deutschland führten. Aber auch die letztere führte nicht über den Hunsrück. Im 12. Jahrhundert wurden die ersten Universitäten gegründet, die besondere Universitätsboten beauftragten um die Verbindung zwischen den Studenten und ihren Angehörigen aufrecht zu erhalten. Sie transportierten neben Briefen, Geld und Kleidern auch Personen mit Pferd und Wagen. Den Lehrern und Professoren war es möglich ihre Lehrmeinungen und Ideen mit Gleichgesinnten auszutauschen. Die “Universitäts-Botenanstalten” spielten in Deutschland allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Im Hunsrück gab es damals keine Universität und somit auch keine Universitäts-Botenanstalten.
Auch die im 13. Jahrhundert n. Chr. durchweg gut organisierten Städteboten, die auch Briefe privater Einrichtungen zu Fuß, zu Pferde oder mit dem Wagen beförderten suchte man im Hunsrück vergebens. Hierfür waren hier die Ortschaften einfach zu klein. 

Erst im 15. Jahrhundert sollte sich wieder alles grundlegend ändern. “Maximilian I.” wurde am 22. März 1459 als Sohn “Kaiser Friedrich III.” und seiner Frau Leonore von Portugal geboren. Nach dem Tode “Karls des Kühnen” 1477 heiratet “Maximilian I.” dessen Tochter “Maria von Burgund”. Dadurch kam die “Freigrafschaft Burgund” und die “Niederlande” zum Hause “Habsburg”. Maria von Burgund schenkte Maximilian I. zwei Kinder, bevor sie 1482 verstarb. 1485 unterwarf Maximilian die aufständischen Flamen in Cent und übernahm nach dem Tod seines Vaters 1493 den Kaiserthron, nachdem er bereits 1486 zum römischen König gewählt wurde. Maximilian verlobte sich mit der Tochter des 1476 ermordeten Herzogs Galeazzo Sforza von Mailand, Bianca Sforza. Ihre Hochzeit fand 1494 statt, verschönert durch eine Mitgift von 300.000 Dukaten.

Das große Imperium, das nun Habsburger Lande, Burgund und die Niederlande umfasste, ließ Maximilian über ein geeignetes Nachrichtenverbindungsnetz nachdenken, zumal er selbst ständig seinen Aufenthaltsort wechselte. Als geeignet zum Aufbau eines “ersten Postkursnetzes” sah Maximilian die Familie Taxis aus Cornello bei Bergamo an, die sich bereits vorher im Kurierdienst an den Höfen und an der römischen Kurie privilegierte. So kam es 1488 zwischen Kaiser Friedrich II., König Maximilian und Janetto von Taxis zu einer entsprechenden Vereinbarung. Schon ein Jahr später lässt sich ein Postkurs von Innsbruck nach Mecheln in den Niederlanden nachweisen. Am 14. August 1490 schrieb Maximilian an den Rat der Stadt Speyer, dass auf Kosten des Königs Postreiter eingerichtet werden sollen. In der Memminger Chronik des gleichen Jahres wird berichtet, dass auf Befehl Maximilians Posten nach Rom, den Niederlanden und Frankreich bestellt wurden. Ein regelmäßiger Verkehr kann indes nicht nachgewiesen werden.     Der ältere Bruder Janettos von Taxis, Franz von Taxis (geb. 1459), der sich bisher am Hofe Maximilians I. in Innsbruck aufhielt, bemühte sich besonders um den Aufbau von Postkursen in den westlichen Teilen des Reiches und den Niederlanden. Aus diesem Grund war er zunächst dem spanischen König “Philipp I., dem Sohn Maximilians, an den niederländischen Hof gefolgt, wo er 1501 zum “capitaine et maistre de nos postes” ernannt wurde. Bis 1505 hatte er je eine Postverbindung von Mecheln ausgehend zum Hofe Maximilians, der jeweiligen Residenz des französischen Königs und zum spanischen Hof einzurichten. Dafür erhielt er eine jährliche Vergütung von 12.000 Livres. Verpflichtend waren die vorgegebenen Transportzeiten auf den jeweiligen Strecken zur Sommer, aber auch zur Winterzeit.


Zum Beispiel ausgehend von Brüssel:

Die hervorragenden Leistungen betreffend der Errichtung vorgenannter Postlinien verlieh Maximilian I Franz von Taxis die erbliche Adelswürde. Ab dem Jahre 1516 konnten auf Privatbriefe befördert werden. König Karl I. von Spanien, ein Enkel Maximilians I., erneuerte im gleichen Jahr das Postabkommen mit Franz von Taxis und dessen Neffen Johannes Baptista. Dieses Abkommen sah sowohl eine Erweiterung des Postnetzes als auch eine Verbesserung der internen Betriebsabläufe vor. Das “erste internationale Postnetz entstand”. 
Am 30. November 1517 wurde von Karl I. dem damaligen Gehilfen Johannes Baptista von Taxis die Anwartschaft auf das Postmeisteramt im gesamten Königreich für den Fall gewährte, dass sein Onkel Franz von Taxis stirbt. Johannes Baptista wurde 1520 von Karl V. zum “Generalpostmeister” ernannt. Nach seinem Tode folgte ihm 1541 Franz II. von Taxis, der schon zwei Jahre später starb. Der erst zwanzigjährige Leonhard I. von Taxis wurde sein Nachfolger.
1556 dankte Kaiser Karl V. ab, die Folge war eine Spaltung der Habsburger Dynastie in eine spanische und eine deutsche Linie. Durch diesen Umstand und den weitläufigen Streitigkeiten innerhalb der Familie geriet die Taxissche Post in eine schwere wirtschaftlich Krise, die jahrzehntelange andauern sollte. Ge- schickt nutzte der taxissche Postmeister “Henot” aus Köln diese schwierige Lage aus und ließ sich 1586 von Kaiser Rudolf II. zum kaiserlichen, von Taxis unabhängigen Postmeister ernennen. Der Versuch, ein eigenes Postnetz aufzubauen, scheiterte jedoch. Mit der Zeit gelang es je- 

doch Leonhard von Taxis mit Hilfe der Habsburger Handelshäuser die alte Stabilität der taxisschen Post wieder herzustellen und das Vertrauen Kaiser Rudolf II. zurück zu gewinnen. Rudolf II ernannte Leonhard von Taxis daraufhin zum Generalpostmeister. Außerdem erließ er 1597 die Verordnung, dass das Postwesen ein kaiserliches Regal sei. Als Leonhard von Taxis 1612 verstarb bestätigte Kaiser Matthias dessen Sohn “Lamoral von Taxis” als Generalpostmeister. Die Bereitschaft einen zusätzlichen Postkurs von Köln über Frankfurt und Nürnberg bis an die böhmische Grenze einzurichten führte 1615 zur Übertragung des Amtes als Generalpost- meister als erbliches Lehen.
Hohe Verluste und tiefgreifende Veränderungen für die Taxissche Post brachte der “Dreisigjährige Krieg” (1618-1648).
Nachfolgend eine geschichtliche kurze Zusammenfassung der Ereignisse bis zum Ende der Taxisschen Post.

1624 starb Lamoral von Taxis und sein Sohn “Leonhard II.” übernahm das Amt des Reichsgeneralpostmeisters. 

1628 Leonhard II. stirbt überraschend in Prag. Die Geschäfte übernahm seine Witwe, “Gräfin Alexandrine”, geb. de Rye als Vormund ihres minderjährigen Sohnes “Lamoral Claudius. Überfälle auf Postillione und Posthäuser sowie die Vertreibung der Postmeister führten in dieser Zeit zur Einstellung vieler Postkurse.

1646 “Lamoral Claudius” übernahm das Generalpostmeisteramt.

1676 Lamoral Claudius stirbt. “Graf Eugen Alexander von Thurn undTaxis” übernimmt das Generalpostmeisteramt. Er wird 1695 von “Kaiser Leopold I.” in den erblichen Reichsfürstenstand erho- ben.

In den Ländern mit eigener Landespost verlor Thurn und Taxis relativ stark an Einfluss, konnte aber in Süddeutschland die Auflösung der Botenanstalten erreichen und die eigene Posteinrichtung weiter ausbauen.

1701 -1714 Die Posteinrichtungen in den Niederlanden gehen im Anschluss an den Spanischen Erbfolgekrieg verloren.

1702 Die Zentralverwaltung von Thurn und Taxis wird von Brüssel nach Frankfurt am Main verlegt.

1725 “Fürst Anselm Franz von Thurn und Taxis” (Generalpostmeister 1714- 1739) gelingt es die niederländischen Posten für enorm viel Geld zu pachten.

1739 “Fürst Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis” (1704-1773) über- nimmt das Erbgeneralpostmeisteramt.

1744 Als Entschädigung für finanzielle Zuwendungen des Fürsten Alexander Ferdinand von Thurn und Taxis an Kaiser Karl VII. Wandelte dieser das Erblehen in ein Thronlehen um. Fürst Alexander Ferdinand erhielt auf Empfehlung des Kaisers Sitz und Stimme im Reichsfürstenrat. Das Haus Thurn und Taxis war auf dem Höhepunkt seiner Macht angekommen.

1748 Regensburg wird zum ständigen Wohnsitz der Familie Thurn und Taxis. Die Zentralverwaltung der Posten jedoch verbleibt in Frankfurt am Main.  Die Französischen Revolutionen und der innere Verfall des Reichs trugen ausgangs des 18. Jahrhundert zum allmählichen Verfall des Thurn- und Taxisschen Imperiums bei. Nach dem Abdanken Kaiser Franz II. fielen die Posthoheits- rechte an die Rheinbundfürsten. Einzelne Staaten übertrugen dennoch die Ausübung des Postregals dem Hause Thurn und Taxis. 

Fürst Karl Alexander ( 1805-1827) gelang es noch einmal, allerdings nur für eine kurze Zeit, ein zusammenhängendes Postgebiet zu bilden, indem er die Posten einzelner Länder wieder als Lehen in seinen Besitz nahm und von anderen dementsprechende Entschädigung erhielt. Die Bedeutung der Postkurse für die Region des Hunsrücks.

Der erste deutsche Postkurs (Mecheln-Wien), eine Reitpostlinie war aufgeteilt in 24 Teilstrecken von ca. 37 km Länge (insgesamt ca. 870 km). Auf jeder Teil- strecke war ein Dorf als Wohn- und Dienstsitz eines Reiters bestimmt, der das sogenannte Felleisen, das Briefsachenbehältnis, beim vorhergehenden Reiter abzuholen hatte. So war es möglich in einem pausenlosen Stafetten- ritt einen Postsack von Wien nach Brüssel (Mecheln) und in umgekehrter Richtung zu transportieren. Dieser Postkurs tangierte auch den Hunsrück-Nahe- Raum. Bei Rheinhausen in der Nähe von Speyer führte er über den Rhein, verlief über die Stationen “Wildstein” (Wöllstein bei Bad Kreuznach)), “Eckersweiler” und “Laufersweiler” im Hunsrück zur Mosel nach “Lieser” und von dort durch die Eifel über “Namur” nach Brüssel. Befördert wurden zunächst ausschließlich Briefe des Habsburger Herscherhauses. Die Beförderungszeit belief sich auf durchschnittlich 228 Stunden (etwa 9,5 Tage) in einer Richtung , das entspricht einer Geschwindigkeit von ca. 6 km in der Stunde. Angesichts der damaligen oft sehr schlechten Wege, der teilweise steilen Gebirgsstrecken und der Tatsache, dass bei allen Wettern, Tag und Nacht geritten wurde eine beachtliche Leistung. Doch schon bald wurden von größeren Städten und den umliegenden Herscherhäusern sogenannte “Nebenposten” eingerichtet. Hierzu zählte unter anderem auch die “Sponheimische Kurierlinie” der kaiserlichen Poststation von Eckweiler nach Birkenfeld.


Gemäß einer Dienstanweisung hatte Franz von Taxis zur Vermeidung von Verzögerungen den “Poststundenpaß” eingeführt, mit dem die Rittzeit eines jeden Reiters genau kontrolliert werden konnte. Dieser Pass kam einem Laufzettel gleich, der mit dem Postsack von jedem Reiter in Empfang genommen und mit der Zeit der Postübernahme und dem Namen des Übernehmenden versehen weitergereicht werden musste. Viele dieser Stundenpässe trugen im Kopf die lateinischen Worte “Sito citissime” (Schnell, sehr schnell).

Postkurse des Mittelalters
(16.-17. Jahrhundert)

   Kaiserliche Postreitlinie im 16. Jahrhundert
                (Von Innsbruck nach Brüssel)

  Sponheim`sche Kurierlinie
               (Von Winterberg über die kaiserl. Poststation Eckweiler nach Birkenfeld)

  Taxis-Post im 16. Und Kurpfälzische Dragonerpost im 17. Jahrhundert