Nachfolgend eine kurze Beschreibung des Systems:
In den Figuren 1 und 2 sind zwei Seitenansichten des Schaltwerkes zu sehen. Die Kontaktdrahtbank ist nur angedeutet, sie zeigt einen Teil einer Gruppe von 100 Drähten. Wie in den früheren Schaltwerken ist die Schaltwelle 4 horizontal positioniert. Der Längsbewegungsmagnet und auch der Drehmagnet wirken direkt auf die Schaltwelle 2 ein. Die Form der Klinkvorrichtungen entspricht den modernen Klinkvorrichtungen im 20ten Jahrhundert. Drei Schaltwerke sind in der Figur 4 zu sehen, aber nur das mittlere ist vollständig gezeichnet. Die beiden äußeren Schaltwerke sind teilweise demontiert. Die für die Längsbewegung zuständige Sperrklinke 19 befindet sich in der sich im Fortschaltezylinder befindlichen Nute in der Ruhestellung. Wird die Schaltwelle um einen Zahn in Längsrichtung bewegt, schnappt die Sperrklinke ein, Zahn um Zahn. Der die Hunderter auswählende Hilfsschalter befindet sich unmittelbar neben der Schaltwelle auf der rechten Seite der Drahtbank. Von den Saiten 27 des Hilfsschalters gehört jeweils eine zu einem der zehn Sätze von hundert Kontaktsaiten. Auf die Schaltwelle ist isoliert eine Reihe von Kontaktarmen auf eine losen Hülse ähnlich wie die Hauptkontaktarme der Hauptschaltwelle 4 (Figur 1)gegeneinander versetzt angebracht. Jede der Metallsaiten 27 ist mit einem bestimmten Teil der Welle 4 verbunden. Das Herumklinken der Buchse 23 mit ihren Kontaktarmen 26 führt folglich zu einem bestimmten Teil der Hauptwelle 4. Sowohl die Drehbewegung der Hauptschaltwelle 4 als auch die des Hilfsschalters 2 wird durch den Drehmagneten 9 bewirkt. In der Grund- oder Normalstellung bewegt der Drehmagnet 9 den Hilfs-schalter, wird aber die Hauptwelle um nur einen Zahl in der Längsrichtung verschoben, wird die mechanische Verbindung der Schaltklinke des Drehmagneten gelöst und ebenfalls mechanisch mit dem Hilfsschalter (Welle 2) verbunden und dreht diesen bei eingehenden Impulsen. Die eigene Leitung, über die andere Teilnehmer den mit dem betreffenden Schaltwerk verbundenen Teilnehmer anrufen können, ist mit dem isolier-ten Anschlagkontakt 87 verbunden - siehe Figur 4, während die vom Teilnehmer zum Schaltwerk führende Sprechleitung mit dem entsprechenden Teil der Welle 2 verbunden ist. In Ruhestellung drückt der Kontaktstift 88, der mechanisch und elektrisch mit der Welle 2 in Verbindung steht, gegen den Anschlagkontakt 87, um die von anderen Schaltwerken ankommenden Anrufe über die Sprechleitung zum Teilnehmer leiten zu können. Befindet sich das Schaltwerk nicht mehr in der Ruhestellung wird die eigene Leitung durch diesen „Arbeitsschalter“ (gebildet aus 87 und 88) abgetrennt.
Befindet sich das Schaltwerk in Ruhe, ist der Längsbewegungsmagnet von der Leitung abgetrennt. Ein Stift 14 tritt mit einer neben der Schaltwelle 2 liegenden Feder in Kontakt, sobald die Welle um einen Zahn gedreht wird. Wird die Welle um einen Zahn weiter gedreht, wird diese Berührung wieder aufgehoben. In diesem System werden also durch die erste Drehbewegung keine Sperrklinken in Stellung gebracht, wie bei dem zuvor beschriebenen, sondern nur der Hilfsschalter um einen Schritt gedreht.
Wenden wir uns kurz der Teilnehmerstation zu - Figur 21.
Hier sind zwei Federnpaare 76 und 77 sowie 78 und 79 zu sehen. Das erste Federnpaar steht in Ruhestellung miteinander in Verbindung und ist in die Drehleitung 67 einge-schaltet, während das zweite Federnpaar in die Längsbewegungs-Leitung eingeschal-tet ist. Wird der Hörer eingehängt und damit der Hakenumschalter heruntergezogen, öffnet er zunächst die Drehleitung und erdet sie nach dem Amt zu, hierauf wird die Leitung 70 geöffnet und ebenfalls geerdet. Die Erdung der Leitung 67 wird daraufhin aufgehoben und geschlossen. Es folgt die Aufhebung der Erdung der Leitung 70 und auch sie wird geschlossen. Der Hebel des Hakenumschalters ist derart konstruier, dass er beim Aushängen des Hörers die Federnpaare nicht beeinflusst.
In der Figur 24 werden drei Schaltwerke und zwei geschaltete Teilnehmerleitungen gezeigt. Die vom Teilnehmer zu drückenden Knöpfe sind unter abgebildet. H ist der Hunderterknopf, T der Zehner- und U der Einerknopf. Die Hunderter- und Einer-knöpfe dienen der Erdung der Drehleitung 67, der Zehnerknopf der Erdung der Sprechleitung 70. Der Teilnehmerapparat ist in der Ruhestellung zwischen beide Leitungen geschaltet. Durch Drücken irgend eines der drei Knöpfe wird der Stromkreis durch den Teilnehmerapparat geöffnet. Nehmen wir an, es soll eine Verbin-dung mit dem Teilnehmer 234 aufgebaut werden, so würde der Rufende den Hunder-terknopf zwei mal niederdrücken. Die erste Erdung der Leitung 67 führt zur Drehung der Welle 2 (und damit auch den Hilfsschalter) um einen Zahn und Stift 13 berührt die Feder 14. Die zweite Erdung der Drehleitung 67 dreht den Hilfsschalter um einen zweiten Zahn und verbindet damit seinen Kontaktarm 26 mit dem zweiten isolierten Teil der Welle 4. Über dieses Teil wird eine Verbindung mit einem Teilnehmer des zweiten Hunderts ermöglicht. Die Welle 2 wurde bei diesem zweiten Erdungsimpuls allerdings aus den zuvor beschriebenen Gründen nicht mitgedreht. Nun erfolgt der dreimalige Druck auf den Zehnerknopf und damit die Leitung 70 dreimal hintereinan-der geerdet. Folglich wird auch der Längsbewegungsmagnet dreimal erregt und schiebt dadurch die Welle 2 (Feder 14 und Stift 13 stehen während dieser Bewegung konstant in Verbindung) um drei Zähne nach rechts. Wird nun der Einerknopf viermal nacheinander gedrückt, dreht der Drehmagnet die Welle um vier Schritt und bringt da-durch den richtigen Kontaktarm mit derjenigen Saite in Kontakt, die zu dem gegewünschten Teilnehmer gehört. Über seinen Kurbelinduktor kann nun der rufende Teilnehmer Rufstrom zu dem gerufenen Teilnehmer schicken. Befindet sich die geru-fene Teilnehmerstation im Ruhezustand wird nun sowohl der Wecker der gerufenen als auch der Wecker der rufenden Station läuten, da Wecker und Induktor in einer Teilneh-merstation in Reihe geschaltet sind. Läutet aber der Wecker des rufenden nicht, erkennt dieser daran, dass der gerufene sich bereits in einem Gespräch befindet. Der Rufstrom über die Leitung 70 fließt über beide Drehmagnete in den Teilnehmerstationen.
Alle Magnetspulen auf dem Amt liegen mit einem Anschluss am negativen Pol der Amts- oder Zentralbatterie. Alls Teilnehmerleitungen von den Teilnehmerstationen zum Amt sind als Doppelleitungen ausgeführt.

Die Auslösung:
Zur Auslösung bedarf es lediglich des Einhängen des Hörers. Durch die Abwärtsbe-wegung des Gabelumschalters wird zuerst die Drehleitung geerdet, der Drehmagnet zieht an und die Feder 49 wird gegen den Arbeitskontakt 51 gedrückt. Dadurch wird der Längsbewegungsmagnet mit der Leitung 70 verbunden. Danach wird auch der Längsbewegungsmagnet über den Hakenumschalter geerdet und damit erregt. Beide Magnete sind mechanisch so konstruiert, dass, wenn sie in eben beschriebener Folge erregt werden, sie in der Lage sind, die Sperrklinken aus ihren Lagen herauszuheben. Sofort kehrt der Hilfsschalter in die Ruhelage zurück, die Welle 2 folgt, sobald der Drehmagnet stromlos wird. Während des Zurückdrehens der Welle 2 verbleibt die Führungsnase 19 zwischen zwei kreisförmigen Zähnen. Kommt sie aber an der Längsnute an, gleitet die Welle auch in ihrer Längsachse in die Ruhelage zurück. Schließlich wird auch der Längsbewegungsmagnet ausgelöst, wobei sich der Nebenschalter 49 wieder gegen seinen Ruhekontakt 48 legt. Die Sperrklingen kehren in ihre Ruhelage zurück.

Zusammengefasst die Vorteile dieses Systems:
01. Es können definitiv 900 Teilnehmer angeschlossen werden. (Nr. 101 bis 999).
02. Sowohl der Drehmagnet als auch der Längsbewegungsmagnet wirken direkt auf die Schaltwelle ein.
03. Es wird eine unterteilte Schaltwelle verwendet; jeder Teil war der Welle des kleinen Amtes zuvor ähnlich.
04. Hilfsschalter zum Verbinden in das gewünschte Hundert.                                                                                                                                                     05. Eine mechanische Umschaltung des Drehmagneten vom Hilfsschalter auf die Schaltwelle.
06. Eine mechanische Zusammenarbeit der Magnete zur Auslösung.
07. Ein besonderer Auslöseschalter für die Einschaltung des Längsbewegungsmagneten bei der Auslösung.
08. Der Sprech- und der Läutestromkreis flossen durch die Wicklung des Drehmagneten nach der gemeinsamen Rückleitung im Amt.
09. Die Knöpfe auf der Teilnehmerstation öffnen beim Geben der Stromimpulse den Sprechstromkreis.

Resümee:
Auch wenn dieses System zum Einsatz gekommen wäre, hätte man sehr schnell wieder an der Kapazitätsgrenze gelegen. Der notwendige Strom zum Steuern der Amtseinrichtung wäre ein sehr hoher gewesen und die Batterien hätten keine große Lebensdauer gehabt. Kurz gesagt, dieses System und daher auch die Entwicklungsarbeit von Almon Brown Strowger wurden nie von dem Erfolg gekrönt, den man leider auch in der heutigen Zeit in Fachbüchern und sogar wissenschaftlichen Abhandlungen den Lesern glaubhaft zu machen versucht - ähnlich der Erfindung des ersten patentierten brauchbaren Telefons, das man 126 Jahre lang Alexander Graham Bell zuschrieb, obwohl bekannt war, dass Antonio Santi Guiseppe Meucci sich das Modell, das dem Bell`sche Gerät als Vorlage diente bereits 1870 patentiert wurde.

No. 591.201. Patented Oct. 05, 1897.
A.  B.  S T R O W G E R,  F.  A.  L U N D Q U I S T  &  J.  &  C.  E R I C K S O N.
E L E C T R I C A L  E X C H A N G E
(No Model.) 6 Sheets - Sheet 1.

(No Model.) 6 Sheets - Sheet 2.

(No Model.) 6 Sheets - Sheet 3.

(No Model.) 6 Sheets - Sheet 4.

(No Model.) 6 Sheets - Sheet 5.

(No Model.) 6 Sheets - Sheet 6.