Aus dem Patentbüro der Vereinigten Staaten.
ALEXANDER E. KEITH, JOHN ERICKSON AND CHARLES J. ERICKSON
AUS CHICAGO, ILLINOIS, HERGESTELLT IM AUFTRAG DER
AUTOMATIC TELEPHONE EXCHANGE COMPANY LIMITED,
BALTIMORE, MARYLAND.
AUTOMATISCHE VERMITTLUNGSEINRICHTUNG
Patent Nr. 672,942 vom 30. April 1901, eingereicht am 23. Juni 1897 unter der Nr. 641,889.
Diese Erfindung bezieht sich auf ein automatisches
Telefonvermittlungssystem und unser Bestreben galt der Verringerung der Anzahl
von komplizierten Mechanismen und der Verringerung der Anzahl von
erforderlichen Verbindungsdrähten in der Zentralstation sowie deren Anpassung
an die jeweiligen Erfordernisse gemäß der Anzahl der angeschlossenen
Teilnehmer, wobei hier 1000 angeschlossene Teilnehmer als Maximum anzusehen
sind.
In Abbildung 1 wird die Vorderansicht und in Abbildung 2 die
Seitenansicht der einzelnen Schaltmechanismen der Verbindungswähler gezeigt,
die ähnlich denen der elektrischen Systeme wie im US - Patent 572331 vom 16.
Dezember 1895 gezeigt, sind.
In Abbildung 3 wird die Vorderansicht und in
Abbildung 4 die Seitenansicht eines Auswahlwählers gezeigt. Der
elektromagnetische Aufbau gleicht dem eines Verbindungswählers.
Abbildung 5
zeigt den elektromagnetischen Aufbau und dessen Anordnung im Wählergehäuse.
Abbildung 6 zeigt die rückwärtige Montageplatte des Wählergehäuses.
Abbildung 7 zeigt das Ratschenrad, das dazu dient, über eine Stoßklinke eine
Drehbewegung Schritt für Schritt auszuführen.
Abbildung 8 zeigt in
schematischer Darstellung eine Zentralstation mit vier angeschlossenen
Teilnehmern. In den Abbildungen 8a bis 8c wird der Anruf des Teilnehmers 111
vom Teilnehmer 114 aus farblich dargestellt.
Die Abbildung 8d zeigt den
Sprechstromkreis nach erfolgtem Anruf.
Letztlich wird in Abbildung 9 der
grundsätzliche Aufbau einer Zentralstation für ein 1000er Amt mit Verbindungs-
und Auswahlwählern gezeigt. - Also ein Verteilerplan.
Der Verbindungswähler:
Jeder
Verbindungswähler (Abbildungen 1 und 2) verfügt über ein Trägergehäuse.
Auf diesem befindet sich die Elektromagnetspule B, die infolge eines
Stromdurchflusses den Hebel C anzieht, der wiederum über die Stoßklinke C´ in
den Klinkenzylinder E eingreift und diesem somit bei jedem Stromstoß um einen
Schritt hebt. Über die Elektromagnetspulen F wird der Hebel G angezogen, der
über die Stoßklinke G´ bei jedem Stromstoß den Wähler um einen Schritt dreht.
Der Hebel 12 dient als Anschlag, um den Wähler auf dem jeweils eingestellten
Höhenschritt zu halten und markiert auch die Ruhestellung des Hebemechanismus.
Der Hebel K und die Welle K´ dienen als Anschlag für die Rückstellung der
Drehbewegung des Wählers. Ursächlich für die Rückstellung des Wählers bei
dessen Auslösung ist die Schraubenfeder J.
Das Segmentfeld besteht aus einer Reihe von Kontaktpunkten M´, die in
Reihen konzentrisch um die mit von der Welle D isolierten Wischkontakten L
versehene Welle D angeordnet sind. Alle Kontaktpunkte eines Teilsegments (10
Reihen mit je 10 Kontaktpunkten) sind mit dem betreffenden Teilsegment der
anderen Wähler in der Gruppe geschleift.
Der Auswahlwähler:
Elektromagnetisch unterscheidet er sich
nicht vom Verbindungswähler. Die Wischerkontakte tragen die Bezeichnungen L´,
35L´ und 39L´. Das Segmentfeld mit den Linien N ist geradlinig aufgebaut
(Abbildungen 3 und 4).
Das System:
Dieses
System ist für den Anschluss von bis zu 1000 Teilnehmern geeignet. In der
Abbildung 9 sind auf der rechten Seite der Zeichnung innerhalb gestrichelter
Linien vier Gruppen (12, 13, 14 und 15) mit jeweils 10 Auswahlwählern, wie in
den Abbildungen 3 und 4 gezeigt, zu sehen. Bei 1000 angeschlossenen
Teilnehmern wären es folglich 100 solcher Gruppen mit jeweils 10
Auswahlwählern.
Auf der linken sehen wir innerhalb gestrichelter Linien
ebenfalls vier Gruppen (16, 17, 18 und 19). Jede dieser Gruppen verfügt in
unserem Beispiel nur über vier Verbindungswähler, wie in den Abbildungen 1 und
2 gezeigt. In der Praxis hätten wir jedoch bei angeschlossenen 1000
Teilnehmern 10 solcher Gruppen mit jeweils 100 Verbindungswählern.
Unser Beispiel (siehe Abbildung 9):
Die vier Verbindungswähler (in Abbildung 9 mit 16, 17, 18 und 19 bezeichnet)
sind verbunden mit vier Auswahlwählern der Gruppe 12. Wie bereits gesagt, gibt
es in einer Vermittlungsstelle für 1000 Teilnehmer 100 Gruppen (wie z.B. 12,
13, 14 und 15) mit jeweils 10 Auswahlwählern. Die Segmentfelder jeder Gruppe
von Auswahlwähler, wie in den Abbildungen 1 und 2 gezeigt. In der Praxis
hätten wir jedoch bei angeschlossenen 1000 Teilnehmern 10 solcher Gruppen mit
jeweils 100 Verbindungswählern.
Die Segmentfelder jeder Gruppe von
Auswahlwähler sind geschleift und umfassen jeweils insgesamt 10 Adernpaare (a
und a´, b und b´, c unc c´, usw.). Die Verbindungswähler in den 16, 17, 18 und
19 sind num-meriert. So umfassen zum Beispiel der erste Verbindungswähler der
Gruppe 16 die Anschlüsse 100 bis 199, der zweite Verbindungswähler der Gruppe
16 die An-schlüsse 200 bis 299, der dritte Wähler der Gruppe 16 die Anschlüsse
300 bis 399 usw. Bezugnehmend auf Abbildung 8 mit den dort benannten
Teilnehmern 111, 112, 113 und 114 sind hier der Verbindungswähler 27 und der
Auswahlwähler 114 in Funktion gezeichnet.
Im Folgenden soll das Anrufen des Teilnehmers 111 vom Teilnehmer 114 aus
schematisch dargestellt werden.
1. | Teilnehmer 114 drückt seinen Knopf mit dem
Kennbuchstaben H (Hundert) einmal. Es wird dadurch der folgende
Stromkreis geschlossen: Erde, Batterie O, Leitung P, Leitung Q, Elektromagnetspule B´des Auswahlwählers 114, Leitung R, Taste H, Leitung S, Erde. Die Elektromagnetspule B´ wird erregt, zieht den Hebel C´ an und die an diesem am oberen Ende angebrachte Stoßklinke C´´ greift in die Ratsche E´ ein und bewegt dadurch die Welle D in Längsrichtung um einen Zahn nach oben. |
|||
2. | Teilnehmer 114 drückt seinen Knopf mit dem
Kennbuchstaben T (Ten - Zehner) einmal. Es wird dadurch der folgende
Stromkreis geschlossen: Erde, Batterie O, Leitung P, Leitung W, Elektromagnetspulen F´, Leitung X, Trägergehäuse des Wählers 114, Leitung 28, Taste T, Leitung S, Erde. Die Elek- tromagnetspulen F´ werden erregt, Hebel G´ wird daher angezogen und die an seinem Ende sitzende Stoßklinke G´´ greift in das Sperrrad I´´ ein und dreht dadurch die Welle D um einen Zahn. Überdie Kontaktfeder 29 wird eine Verbindung mit Punkt 31 und über die Kontaktfeder 30 mit Punkt 32 her- gestellt. |
|||
3. | Teilnehmer 114 drückt seinen Knopf mit dem Kennbuchstaben U (Einer) einmal. Es wird dadurch der folgende zwei Stromkreis geschlossen: | |||
a) | Erde, Batterie O, Leitung P, Leitung 33, Elektromagnetspulen F des Auswahlwähler 27, Leitung 34, Wischkontakt 35L´ des Verbindungswähler 114, , Leitung 36, Kontaktfeder 30, Kontakt 32, Leitung 37, Leitung R, Taste U, Leitung S, Erde. | |||
b) | Erde, Batterie O, Leitung P, Leitung Q, Elektromagnetspulen B´ des Verbindedungswähler 114, Leitung R, Taste U, Leitung S, Erde. Infolge der Erregung der Elektromagnetspulen F wird der Hebel G des Wählers 27 angezogen und als Folge davon über die an seinem Ende angebrachte Stoßklinke der Wähler um einen Schritt gedreht. |
|||
4. | Der Sprechstromkreis ist nun hergestellt über: Telefon 114, Leitung 28, Trägergehäuse A des Wählers 114, Kontakt 31, Kontaktfeder 29, Leitung 38, Wischkontakt 39 L´, Leitung 40, Trägergehäuse A des Wählers 27, Welle D des Wählers 27, Wischkontakt 41 L, damit verbundene Leitung 42 M, Leitung 43, Kontakt K´´ des Wählers 111, Wellenkontakt D´´, Leitung 44, Telefon 111, Leitung 45, Elektromagnetspule B´´, Leitung 46, Leitung P, jetzt teilt sich der Stromkreis, der eine Teil fließt weiter über Leitung P, Leitung Q, Elektromagnetspule B´, Leitung R, Telefon 114, der andere Teil fließt von Leitung P kommend über Leitung 46, Leitung 33, Elektromagnetspulen F des Wählers 27, Leitung 34, Wischkontakt 35 L´, Leitung 36, Kontaktfeder 30, Kontakt 32, Leitung 37, Leitung R, Telefon 114. |
Auf den Auslösemechanismus soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen
werden, da er vergleichbar mit denen vorheriger Patente ist.
Das
besondere Merkmal der vorliegenden Erfindung bezieht sich nicht so sehr auf
den verwendeten Mechanismus der einzelnen Wahlstufen, sondern auf deren
Koordination und dezimale Beziehung untereinander.
Zusammenfassend sei
nochmals darauf hingewiesen, dass zum Beispiel die Gruppe 12 (Abbildung 9)
über zehn Auswahlwähler verfügt, deren Segmentfelder geschleift sind. In
unserem Beispiel führen vier Adernpaare zu vier verschiedenen
Verbindungswählern in den unterschiedlichen Gruppen 16, 17, 18 und 19. Ebenso
führen jeweils vier Adernpaare der Auswahlwählergruppen 13, 14 und 15 zu den
Verbindungswählergruppen 16, 17, 18 und 19. Unter erneuter Bezugnahme auf die
Auswahlwählergruppe 12 ist das erste zusammengehörige Adernpaar a und a´ mit
dem ersten des 47er Hunderts der Wähler der Gruppe 16 verbunden und das zweite
Paar b und b´ mit dem ersten des 48er Hunderts der Wähler der Gruppe 17, das
dritte Paar c und c´ mit dem ersten des 49er Hunderts der Wähler der Gruppe
18, das vierte Paar d und d´ mit dem ersten des 50er Hunderts der Gruppe 19.
Die Verbindungen der verbleibenden 6 Paare sind nicht dargestellt, aber
aufgrund des Schemas leicht nachvollziehbar. Analog ist auch mit den anderen
Gruppen (13, 14 und 15) von Auswahlwählern zu verfahren.
Nach diesem
Verfahren werden Anlagen ab dem 29. Juli 1896 gebaut.
Eigene Bemerkungen!
1. | Leider wird im Originalpatent nicht auf die Arbeitsweise des Hebemechanismus eines Verbindungswählers näher eingegangen. | |
2. | Gemäß der Abbildungen bezüglich des Segmentfeldes der Auswahlwähler muss angenommen werden, dass es sich dabei nicht um ein herkömmliches, um die Achse D gebogene Segmentfelder handelt. | |
3. | Diese Schaltungsart nicht für große Vermittlungsstellen (größer 1000 Teilnehmer) uneingeschränkt geeignet ist. |
An dieser Stelle ist anzumerken, dass die Verbindungswähler, sekundäre
Schaltwer-ke genannt, als Vorläufer der Gruppenwähler anzusehen sind, obwohl
bereits am 02. November 1889 George W. Coy unter der Seriennummer 329.087 ein
diesbe-zügliches Patent anmeldete, das ihm am 23. August 1892 unter der
Patentnummer 481.247 zuerkannt wurde. Ein weiteres Patent, beantragt am 21.
Mai 1891 von James W. McDonough aus Chicago, Illinois unter der Seriennummer
393601, wur-de am 07. Juli 1995 erteilt. Ebenso das Patent 550.729 vom 03.
Dezember 1895 (be-antragt am 20. Februar 1893 unter der Seriennummer 463.088).
Das interessanteste Patent aber wurde am 10. Januar 1896 Moise Freudenberg
zuerkannt (beantragt am 10. Januar 1896 in Paris). Er unterschied zwischen
ersten und zweiten Wählern. Dieses Patent war eine Erweiterung des von Salomon
Berditschewsky und Moise Freudenberg ausgearbeiteten Patent 546.725 vom 24.
September 1895, eingereicht am 27. März 1895 unter der Seriennummer 543.412,
auf das schon eingangs dieser Abhandlung eingegangen wurde. Somit ist es doch
wohl eindeutig, dass Moise Freudenberg in Zusammenarbeit mit Salomon
Berditschewsky, genannt Apostoloff, in Wahrheit die Entwicklungsrichtung
vorgegeben haben, zumal sie lange von den Brüdern Charles und John Erickson
und Alexander Keith Vermittlungsanlagen für bis zu 10.000 Teilnehmer
aufbauten, als diese gerade in der Lage waren Anlagen für insgesamt etwa 900
Teilnehmer zu bauen und diese noch dazu in ihrer Funktiona-lität wesentlich
eingeschränkt, also in Wahrheit unbrauchbar waren. Eine Erhöhung der Kapazität
ihrerseits erfolgte ausschließlich über Partnerleitungen.
Auf die
Ausführungen von Smith, McDonough und Coy wollen wir nicht näher eingehen, da
diese letztendlich im Hinblick auf die in Deutschland angewandte Technik
irrelevant sind.
Zusammenfassend sei nochmals darauf hingewiesen, dass zum Beispiel die
Gruppe 12 (Abbildung 9) über zehn Auswahlwähler verfügt, deren Segmentfelder
geschleift sind. In unserem Beispiel führen vier Adernpaare zu vier
verschiedenen Verbindungswählern in den unterschiedlichen Gruppen 16, 17, 18
und 19. Ebenso führen jeweils vier Adernpaare der Auswahlwählergruppen 13, 14
und 15 zu den Verbindungswählergruppen 16, 17, 18 und 19. Unter erneuter
Bezugnahme auf die Auswahlwählergruppe 12 ist das erste zusammengehörige
Adernpaar a und a´ mit dem ersten des 47er Hunderts der Wähler der Gruppe 16
verbunden und das zweite Paar b und b´ mit dem ersten des 48er Hunderts der
Wähler der Gruppe 17, das dritte Paar c und c´ mit dem ersten des 49er
Hunderts der Wähler der Gruppe 18, das vierte Paar d und d´ mit dem ersten des
50er Hunderts der Gruppe 19. Die Verbindungen der verbleibenden 6 Paare sind
nicht dargestellt, aber aufgrund des Schemas leicht nachvollziehbar. Analog
ist auch mit den anderen Gruppen (13, 14 und 15) von Auswahlwählern zu
verfahren.
Nach diesem Verfahren werden Anlagen ab dem 29. Juli 1896
gebaut.
Eigene Bemerkungen!
1. Leider wird im Originalpatent nicht
auf die Arbeitsweise des Hebemechanismus eines Verbindungswählers näher
eingegangen.
2. Gemäß der Abbildungen bezüglich des Segmentfeldes der
Auswahlwähler muss angenommen werden, dass es sich dabei nicht um ein
herkömmliches, um die Achse D gebogene Segmentfelder handelt.
3. Diese
Schaltungsart nicht für große Vermittlungsstellen (größer 1000 Teilnehmer) uneingeschränkt geeignet ist.
An dieser Stelle ist anzumerken,
dass die Verbindungswähler, sekundäre Schaltwer-ke genannt, als Vorläufer der
Gruppenwähler anzusehen sind, obwohl bereits am 02. November 1889 George W.
Coy unter der Seriennummer 329.087 ein diesbezügliches Patent anmeldete, das
ihm am 23. August 1892 unter der Patentnummer 481.247 zuerkannt wurde. Ein
weiteres Patent, beantragt am 21. Mai 1891 von James W. McDonough aus Chicago,
Illinois unter der Seriennummer 393601, wur-de am 07. Juli 1995 erteilt.
Ebenso das Patent 550.729 vom 03. Dezember 1895 (be-antragt am 20. Februar
1893 unter der Seriennummer 463.088). Das interessanteste Patent aber wurde am
10. Januar 1896 Moise Freudenberg zuerkannt (beantragt am 10. Januar 1896 in
Paris). Er unterschied zwischen ersten und zweiten Wählern. Dieses Patent war
eine Erweiterung des von Salomon Berditschewsky und Moise Freudenberg
ausgearbeiteten Patent 546.725 vom 24. September 1895, eingereicht am 27. März
1895 unter der Seriennummer 543.412, auf das schon eingangs dieser Abhandlung
eingegangen wurde. Somit ist es doch wohl eindeutig, dass Moise Freudenberg in
Zusammenarbeit mit Salomon Berditschewsky, genannt Apostoloff, in Wahrheit die
Entwicklungsrichtung vorgegeben haben, zumal sie lange von den Brüdern Charles
und John Erickson und Alexander Keith Vermittlungsanlagen für bis zu 10.000
Teilnehmer aufbauten, als diese gerade in der Lage waren Anlagen für insgesamt
etwa 900 Teilnehmer zu bauen und diese noch dazu in ihrer Funktiona-lität
wesentlich eingeschränkt, also in Wahrheit unbrauchbar waren. Eine Erhöhung
der Kapazität ihrerseits erfolgte ausschließlich über Partnerleitungen.
Auf die Ausführungen von Smith, McDonough und Coy wollen wir nicht näher
eingehen, da diese letztendlich im Hinblick auf die in Deutschland angewandte
Technik irrelevant sind.
Das im Sommer 1896 von Alexander E. Keith und John und Charles Erickson
entwickelte System für 1000 Teilnehmer ähnelte dem Gedanken von James G.
Smith. Sie erreichten es durch eine Gruppierung der Wähler - siehe die
schematische Darstellung, Figur 9 in den Patentzeichnungen zum Patent 672,942.
Auf der linken Seite angedeutet finden wir die Leitungswähler, rechts die
Gruppen-wähler, hier mit 12, 12, 14 und 15 bezeichnet. Es handelt sich hierbei
um besondere Wähler mit zehn einzeln übereinander angeordneten Bankkontakten.
Die Schaltwelle wurde also nur um einen Schritt gedreht. Jedem Teilnehmer ist
ein solcher Gruppenwähler fest zugeordnet und von jeder Gruppe geht nur eine
Verbindungsleitung zu jeder Gruppe von Leitungswählern. Die
Teilnehmerleitungen sind an zwei Stellen im Amt angeschlossen, nämlich erstens
am Gruppenwähler um über ihn eine Leitungswählergruppe zu erreichen und
zweitens an einem Leitungswähler.
Doch zunächst einmal zurück zur
Firmenentwicklung.
Am 28. Januar 1897 wurde aus der „Drawbaugh Telephone
and Electric Appliance Company, Limited of Baltimore, Md. and London, England
“ die „Automatic Telephon Exchange“ in Washington D. C., als
Vertriebsgesellschaft für automatische Fernsprechanlagen gegründet. Der aus
Washington D. C. stammende Colonel T. W. Tyrer war Leiter und die gute Seele
des Unternehmens. Im zur Seite standen die aus Baltimore kommenden John
Bauernschmidt als stellvertretender Präsident und Joshua Horner. Vertraglich
wurde vereinbart, dass die Automatic Telefon Exchange Compnay als Agent für
die Strowger Automatic Telephon Exchange in den Vereinigten Staaten tätig
werden sollte. Die Strowger Automatic Telefon Exchange sollte 3 Dollar für
jeden verbauten Wähler einschließlich Zubehör und pro Jahr der Verwendung
zahlen. Im ersten Jahr plante man den Verkauf von 3000 Einheiten pro Jahr für
die Dauer von 10 Jahren. Verspätete Lizenzzahlungen wur-den mit 6 % verzinst.
Die Strowger Company begann im Februar 1897 mit der Aufstellung von
Vermittlungseinrichtungen mit Gruppenwählern nach dem zuletzt beschriebenen
System in Augusta. Aber immer noch gab es eine gezwungene Wahl des
Leitungswählers vom Gruppenwähler aus, d.h. der Verbindungsaufbau zum
gewünschten Teilnehmer war vom Gruppenwähler aus fest vorgegeben, da es nur
eine Verbindungsleitung pro Gruppe zum Leitungswähler gab. Die Anlage in
Augusta wurde im März 1897 fertiggestellt. Der bei den Teilnehmerstationen
verwendete Impulsgeber zur Rufnummerwahl war dem während des Frühjahr
entwickelten (Patentnummer 597062) sehr ähnlich mit Ausnahme des
Fliehkraftreglers, an Stelle dessen hier eine einfache Zentrifugaleinrichtung
verwendet wurde, deren Ablauf ruhiger verlief.
Fassen wir also nochmal
zusammen.
Wir sprechen jetzt zwar von Amtseinrichtungen, bestehend aus
Gruppen- und Lei-tungswählern, doch eine automatische Suche eines geeigneten
Leitungswählers haben wir noch nicht. Das sollte erst erreicht werden nach dem
Abschluss eines weiteren Vertrages zwischen der Strowger Automatic Telephone
Exchange Co. und der Automatic Telephone Exchange Co. am 10. August 1897, der
ersterer Firma mehr Zeit für die Vervollkommnung des Systems lies. Im Frühjahr
1898 wurden eine Vielzahl von Vorführämtern für Propagandazwecke aufgebaut.
Aber nur eins von ihnen wurde technisch mit Verbindungsleitungen zwischen
Gruppenwählern und Leitungswählern ausgerüstet, bei dem die Auswahl der ersten
freien Verbindungsleitung vom Gruppen- zum freien verwendbaren Leitungswähler
durch das Einfügen einer „0“ nach der Nummer für das Hunderter eingefügt
wurde. Durch das Wählen der 0 werden 10 Impulse erzeugt, die zum Drehen der
Schaltwelle des Gruppenwählers dienen. Findet der Wähler eine freie Leitung zu
einem Leitungswähler, wird schaltungstechnisch dafür gesorgt, dass die
restlichen Impulse keine Auswirkung mehr zeigen. Den Versuch, die für die
Drehbewegung des Gruppenwählers nötigen Impulse über eine ständig laufende
Unterbrechermaschine zu erzeugen, gab man jedoch wegen technischer
Schwierigkeiten sehr schnell auf.
Folglich wurden aus den bestehenden Telefonnumnmern, zum Beispiel der 242
die 2042. Es wurden probeweise aber auch in einem der angesprochenen
Vorführämter die Magnete in Brückenschaltung (symmetrisch) zur
Teilnehmerleitung betrieben.
Es folgte ein erneuter Vertrag zwischen der
Strowger Automatic Telephon Ex-changes Co. und der Automatic Telephon Exchange
Co. am 27. Januar 1898, der den Fabrikationsbetrieb der Strowger Automatic und
den Betrieb der Anlagen der Automatic Telephon Exchanges zuwies. Zur Reglung
von Lizenzverträgen reiste Alexander E. Keith am 12. März 1898 nach Europa. In
seinem Gepäck hatte er mehrere kleine Versuchsämter, von denen er einige in
London demonstrierte. In Amerika indes verpachtete die Automatic Telephon
Exchange einen Teil ihres Ge-schäfts am 08. Oktober 1898 an die New England
Automatic Telephone Co., die fortan das Geschäft in New England betreiben
durfte. Ein ähnlicher Vertrag wurde auch mit der Pacific Automatic Telephon
Exchanges Co. abgeschlossen.
In den Wintermonaten November, Dezember
beschäftigte sich die Strowger Automatic Telephon mit dem Umkonstruieren des
Systems für 1000 Leitungen, ein neuer Nebenschalter wurde entwickelt. Auch
ging man dazu über nicht nur einen Zweig der Teilnehmerleitung durch die
Wähler mit der gewünschten Leitung zu verbinden, sondern beide
Teilnehmerleitungen. Die Hebe- und Drehmagnete aber waren immer noch, wenn
auch symmetrisch, in die Teilnehmerleitung geschaltet. Für die Auflösung
(Auslösung) der Verbindung setzte man nun Relais ein. Die Bankkontakte waren
in drei Abteilungen mit je 100 Kontakten für die Prüf-, die Hebe- und die
Drehleitung unterteilt. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir die Änderungen
anhand des Bedford-Systems näher erklären.
In der Zwischenzeit führte
mehrere aufgekommene Streitigkeiten unter den einzelnen Gesellschaften zu
einem neuen Kontrakt am 01. Januar 1899, der auch die Frage der Lizenzgebühren
klärte. Am 09. Juni 1899 wurde in einem weiteren Vertrag vereinbart, dass von
nun an der Bau der Anlagen und deren Betrieb die Automatic Telephon Exchanges
vollständig übernimmt mit Ausnahme von Anlagen, die in der Grafschaft Cook in
Illinois aufgebaut würden. Am 21. Juni 1899 übernahm die Washingtoner
Gesellschaft die Fabrik in Chicago.