Das Groschentelefon der Deutschen Reichspost
Allgemeines: Um dem Publikum eine ausgedehnte Benutzung der städtischen Fernsprecheinrichtung zu ermöglichen, hatte die Reichspostverwaltung in den Schalterräumen der Postanstalten, auf Bahnhöfen, in kaufmännischen Geschäften etc. Fernsprechautomaten aufgestellt, so dass sie Jedermann zugänglich waren und bequeme Gelegenheit gaben, mit irgend einem Teilnehmer des Ortsnetzes oder der Umgebung in telefonische Verbindung zu treten.
Es waren pultartige Gehäuse, die außer der vollständigen Ausrüstung einer Fernsprechstelle noch eine Vorrichtung besaßen, durch welche die Entrichtung der Sprechgebühren vom Amt aus kontrolliert werden konnten. Diese ersten Fernsprechautomaten wurden mit Kohlenblitzableitern ausgeliefert. Sie wurden über Einzelleitungen, aber auch über Doppelleitungen mit der Vermittlungsanstalt verbunden und besaßen weder Wecker noch Induktor. Die Mikrofonspeisebatterie war im unteren Gehäuseteil untergebracht.
Der Stromlaufwar ein einfacher. Er ist untenstehend veranschaulicht. Der Anruf der Vermittlungsanstalt erfolgte automatisch durch Aushängen des Fernhörers über eine für sämtliche Automaten gemeinsame Amtsbatterie.
Dadurch wurde ein Stromkreis geschlossen: Erde auf dem Vermittlungsamt, Amtsbatterie B, Anrufklappe K, Sprechklinke SK auf dem Vermittlungsamt, a-Leitung, Einzel- bze. Doppelkohlenblitzableiter im Münzfernsprecher, Feder s2 des Hakenumschalters, Hakenumschalter h, Feder ƒ (vorübergehend während der Aufwärtsbewegung des Hakenumschalters), Erde.
Bei Einzel- und Doppelleitungsbetrieb wurde die Amtsbatterie in die Erdleitung der Rufklappe eingeschaltet. Sie fand bei der Automatenstelle, solange sich der Apparat in Ruhe befand, keine Erde.
Hatte der Haken des Hakenumschalters seine höchste Stellung erreicht, so war die Berührung zwischen h und ƒ wieder aufgehoben und es bestand nur noch ein Stromweg von der Leitung La über s2, h, den Fernhörer F und die Induktionsspule J zur Erde. Diente eine Doppelleitung zum Anschlusse des Automaten, so war dessen Leitungsklemme La mit der Hinleitung (a-Leitung), die Klemme Lb mit der Rückleitung (b-Leitung) zu verbinden.
Rechts seitlich unter dem Mikron (siehe nebenstehende Abbildung) befand sich die Öffnung für den Geldeinwurf, welche bei angehängtem Fernhörer durch einen mit dem Hakenumschalter  in Verbindung stehenden  Metallstift gesperrt war und beim Aushängen des Fernhörers frei wurde. Ein in die Öffnung gestecktes Zehnpfennigstück bewegte sich hintereinander auf zwei Laufbahnen, von denen jede aus zwei durch Ebonit von einander isolierte Messingschienen bestand, die in den Mikrofonstromkreis derart eingeschaltet waren, dass je zwei gegenüberliegende Schienen mit verschiedenen Polen der Mikrofonspeisebatterie leitend verbunden waren. Das über die Laufbahn gleitende Geldstück stellte eine metallische Verbindung zwischen den Messingschienen her und ein Nebenschluss zur Batterie entstand.
Stromlaufzeichnung des Groschentelephons von 1899 für den Anschluss an Einfachleitungen
 
Stromlaufzeichnung des Groschentelephons von 1899 für den Anschluss an Doppelleitungen
 
Bedienungsanweisung auf Berliner Fernsprechautomaten in der Zeit von 1899 bis etwa 1902
 
Funktionsweise:
Sobald die Rufklappe einer Automatenstelle bei der Vermittlungsanstalt fällt, hat sich der Beamte in gewöhnlicher Weise einzuschalten, sich mit den Worten „hier Amt“ zu melden und die Gesprächsanmeldung entgegenzunehmen. Sodann ruft er den gewünschten Teilnehmer an. Ist der der Teilnehmer zum Gespräch bereit, so wird die den Automaten nutzende Person aufgefordert, die Gebühr für das Gespräch (durch Einstecken eines Zehnpfennigstücks in die Geldöffnung) zu entrichten. Das Hinabgleiten des Geldstücks auf den Laufbahnen macht sich, wie bereits erwähnt, im Fernhörer der Vermittlungsanstalt durch ein surrendes, in der Mitte unterbrochenes Geräuch bemerkbar. Nach Entrichten der Gebühr wird die Verbindung hergestellt, wobei die Vermittlungsanstalt sich auszuschalten hat. Die Verbindung ist sodann wie eine solche zwischen zwei Teilnehmerstellen zu überwachen und nach dem Schluss des Gespräches aufzuheben. Die den Automaten nutzende Person hängt den Handapparat an, wobei das Zehnpfennigstück, das während des Gespräches vom Hakenumschalter gehalten wird, freigegeben und fällt in den Kassierbehälter.