Personalbewegung und Ausbildungswesen.

Neu geschrieben von Siegfried und Simone Warth
Deutsches Telefon-Museum, Birkenfeld und Morbach - im Juli 2006
(Unter Zuhilfenahme von Aufzeichnungen der ehemaligen OPD - Trier.)


Nachdem der Personalbestand sich schon durch die Umwandlung des Fernsprechamtes in ein Fernmeldeamt nahezu verdoppelt hatte, war er bis Oktober 1955 durch die ständig steigenden Anforderungen in den Arbeitsgebieten des Betriebs, der Technik und der Verwaltung zu einer Höhe von 566 Kräften angestiegen. Unter ihnen waren 296 Beamte, 199 Angestellte und 40 Arbeiter. Schwerbeschädigte waren an 11 Arbeitsplätzen beschäftigt. Im Zuge der Einstellungsverpflichtung durch G 131 und die Aufnahme Ostvertriebener wurden 20 Kräften eine Arbeitsmöglichkeit gegeben. Mit der Wiedereinstellung ist diesen Menschen wohl eine neue Lebensgrundlage geboten worden, aber sie mussten zum Teil völlig umlernen und sich nicht nur in eine andere Umwelt, sondern auch in eine völlig unbekannte Arbeitsweise hineinfinden, ein Umstand, der für beide Teile keine leichte Aufgabe war.

Vor ein ebenso schwieriges Problem werden in den nächsten Jahren die betriebseigenen weiblichen Kräfte gestellt werden, wenn die Technik im Fernsprechdienst die manuelle Arbeit weitgehend ablösen und damit die Kehrseite des technischen Wunders spürbar wird. Solange noch Kräfte im Dienst sind, die zur Bewältigung des mit den vorhandenen Dienstposten nicht zu bewältigenden Arbeitsanfalls vorübergehend eingestellt worden sind, greift man bei den vorzunehmenden Einsparungen auf diese zurück. Wenn aber auf das Stammpersonal übergegangen werden muss, wird es großer Umsicht und Besonnenheit bedürfen, um bei den zu treffenden Maßnahmen die menschlich - soziale Seite mit den wirtschaftlichen Belangen zu verknüpfen. Da aber die persönlichen Verhältnisse eines so großen Personalkörpers dauernd in Fluss sind, war zu hoffen, dass das Maß zerstörter Hoffnungen und Zukunftsaussichten in vertretbaren Grenzen bleibt, wenn einmal die, diesen Zustand auslösende Phase technischer Umwälzungen abgeschlossen sein wird.

Zunächst brachte das Jahr 1956 allerdings noch personelle Schwierigkeiten in allen Laufbahngruppen. Von den vorhandenen Arbeitsplätzen für den gehobenen Dienst konnte ein Teil immer noch nicht ordnungsgemäß oder überhaupt nicht besetzt werden.
Die fortschreitende Umstellung des handbedienten Ferndienstes auf den Selbstwahlferndienstes sowie die sprunghafte Entwicklung der Nachrichtentechnik macht besonders den vermehrten Einsatz technischen Personals erforderlich. Daher wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um vor allen geeignete Kräfte für den Ämterpflege- Entstörungs- und andere technische Dienste zu gewinnen. Diesen Bemühungen kam nicht selten die Industrie zuvor, die in ihren Lohn- und Gehaltsangeboten großzügiger sein konnte, weil sie nicht so starr wie der Öffentliche Dienst an Gehaltsnormen gebunden war. Das Fernmeldeamt war deshalb gezwungen, mitunter von der Kräfte- Auslese zur Kräfte- Auflese überzugehen und sich mit fachlich nicht immer gut vorgebildeten Kräften abzufinden, wenn es überhaupt des erforderlichen Personals habhaft werden wollte.
Nicht viel besser war die Lage bei dem weiblichen Personal. Die Einführung des Selbstwahlferndienstes brachte zwar eine Personaleinsparung, sie konnte jedoch den natürlichen Abgang des weiblichen Personals infolge Verheiratung, Pensionierung, Übergang in andere Berufe usw. nicht wett machen. Im Mai stand fest, dass ein reibungsloser Betriebsdienst ohne Neueinstellung von weiblichen Nachwuchs- Kräften nicht durchzuführen war. Die Oberpostdirektion genehmigte daher den Antrag auf Einstellung von zunächst 16 neuen Kräften. Auch diese Kräfte zu diesem Zeitpunkt zu finden war keine leichte Arbeit. 
Trotz der Neueinstellungen hat sich der Personalbestand durch die Einführung des Selbstwahlferndienstes und einiger Rationalisierungsmaßnahmen im Laufe des Jahres 1956 um 66 Köpfe verringert. Von den Ende Dezember 1956 vorhanden 500 Kräften gehören 311 der Beamten-, 162 der Angestellten- und 27 der Arbeitergruppe an.
Bei der Zusammensetzung dieses Personalkörpers hatte sich zum ersten mal das zahlenmäßige Übergewicht, das bisher durch die Eigenart der im Fernmeldedienst anfallenden Arbeit beim weiblichen Personal lag, auf die männliche Seite verlagert.

 

1957 - 1958

Im Jahre 1957 herrschte nach wie vor ein großer Mangel an CF - Kräften sowie an geeignetem technischen Personal. Eine Reihe von Dienstposten für den gehobenen Dienst sind noch unterbesetzt, und es war nicht abzusehen, wann endgültig eine ordnungsmäßige Besetzung der Arbeitsplätze durchgeführt werden konnte. Die rasche Entwicklung der Technik auf dem Fernmeldesektor stellte die gesamte Personalpolitik vor immer neue und schwierige Probleme. Im Vordergrund steht die Notwendigkeit einer reibungslosen Betriebsabwicklung. An das Können sowie an sorgfältige und saubere Arbeit des technischen Personals werden hohe Anforderungen gestellt. Es galt daher - nachdem wir gehalten waren, den Nachwuchs aus eigenen Reihen über die Lehrlingslaufbahn heranzubilden - wieder zur Auslese zurückzukehren und die Arbeitskräfte durch eine gute Schulung auf ihre anspruchsvolle Tätigkeit vorzubereiten. Um die neu geschaffenen technischen Dienstposten beim Fernmeldeamt besetzen zu können, wurden eine Reihe von Bauhandwerkern, die geeignet erschienen - ob sie es waren, mussten sie unter Beweis stellen-, vom Fernmeldebauamt zum Fernmeldeamt versetzt.
Auch im Betriebs- und Verwaltungsdienst macht sich immer noch ein Mangel an weiblichen Kräften bemerkbar. Trotz der fortschreitenden Automation - oder der fortschreitenden Automation zum Trotz- mussten 32 neue Kräfte eingestellt werden, die sogleich vom Fernmeldeamt Trier und Idar - Oberstein geschluckt wurden. Das Fernmeldeamt Trier hat einen großen aber ein wenig porösen Magen - und hierin liegt vielleicht des Pudels Kern -, der zwar viel aufnimmt, immer wieder aber andere Dienststellen (Oberpostdirektion, Fernmeldebauamt) vorübergehend mit versorgen muss. Da die abgegebenen Kräfte immer nur abgeordnet sind, belasten sie den Personalbestand des Fernmeldeamtes. Im Durchschnitt werden monatlich 800 Übertragungstage benötigt.
Der Personalmangel wirkt sich spürbar und zwar sehr hemmend auf die Urlaubsabwicklung aus. Der Krankenstand war zeitweise sehr hoch, besonders als die “asiatische Grippe” das Personal eine Zeit lang stark reduzierte. Die Auswertung eines beim Fernamt Trier aufgezeichneten Diagramms gibt über den Krankenstand sowie über die konstanten Abordnungen bei dieser Dienststelle interessanten Aufschluss:
In den Monaten Januar, Februar mäßiger Krankenstand, gute Urlaubsabwicklung (11 - 20 Kräfte), Zahl der Abordnungen konstant 18 Kräfte. Im Monat März ziemlich hoher Krankenstand, wenig Urlaubsabwicklung, Zahl der Abordnungen auf 23 und im April auf 26 Kräfte angestiegen. Im Mai steigt die Zahl der Abordnungen auf 30 Kräfte. Im Juni geht der Krankenstand bis auf 4 erkrankte Kräfte zurück. Die Urlaubsabwicklung zieht langsam wieder an, und die Zahl der Abordnungen sinkt auf 9 und im Juli auf 7 Kräfte konstant. Diese niedrige Zahl wurde endlich erreicht, nachdem ein Teil der Kräfte ganz abgegeben worden war. Im September steigt die Zahl der Abordnungen wieder, mehr noch die Zahl der Erkrankungen. Die Grippe - Epidemie setzt ein und bringt den Krankenstand im Oktober auf 18 Kräfte. Im Spiegelbild zu den Erkrankungen verläuft die Urlaubskurve und zeichnet getreulich alle Bewegungen mit umgekehrten Vorzeichen nach. Im November - Dezember sinkt die Zahl der Abordnungen, während die Grippe nur ganz allmählich abklingt.
Einen wertvollen Beitrag zu unserer kleinen Personalchronik mag auch eine im Oktober des Jahres 1957 durchgeführte Personalermittlung leisten. Man wollte einmal das Durchschnittslebens- und dienstalter der weiblichen Kräfte des Fernmeldeamts Trier feststellen. Dabei kam man zu folgendem Ergebnis: Das jugendliche Lebensalter von 18 Jahren ist z. Zt. vorherrschen (10 Kräfte). Die jungen Nachwuchskräfte sind erst im Frühjahr und Sommer eingestellt worden. Von 19 - 23 Jahren sind es nur noch 4 Kräfte und zwischen 24 und 29 Jahren noch eine Kraft. Häufiger sind wieder die Altersstufen von 30 - 38 vertreten, sodass ein Durchschnittsalter von 30 Jahren errechnet wurde.
Am Diagramm des Dienstalters verfolgen wir eine starke Bewegung. Ausgesprochene Spitzen finden wir bei 1, 4 und 14 Jahren. Es handelt sich bei den Ein- und Vierjährigen um die in den letzten Jahren eingestellten, von denen man noch nicht weiß, wie lange sie ihrem Beruf die Treue halten werden. Wer schon 14, 17 und 18 Jahre - wie der weiter Verlauf der Kurve zeigt - ausgehalten hat, gehört bereits zum Stammpersonal und zeigt, dass er bei der Deutsche Bundespost einen echten Beruf gefunden hat. Die Zahl derer, die noch länger im Dienst sind, der im Dienste der Deutsche Bundespost “Ergrauten”, ist verschwindend klein. Der Gesamtdurchschnitt liegt bei 9,4 Dienstjahren.
Die Bilanz am Ende des Jahres ergibt einen Personalbestand von 521 Kräften, darunter 321 Beamte, 162 Angestellte und 38 Arbeiter.
Am 24. September 1957 ereignete sich ein äußerst tragischer Unglücksfall, dem ein Angehöriger des Fernmeldeamtes zum Opfer fiel. Der Leiter der techn. Stelle, Herr Technischer Fernmeldeoberinspektor Arthur Köhnen, machte an diesem Tage gemeinsam mit einem Oberpostdirektion - Beamten eine Dienstreise und fand auf der Straße Bitburg - Prüm vor der Abzweigung Kyllburg den Tod. Der Wagen war auf dem nassen Laub ausgerutscht und ins Schleudern geraten. Köhnen, der auf dem Beifahrersitz saß, muss auf der Stelle tot gewesen sein. Das ganze Personal war von diesem überaus traurigen Ereignis sehr erschüttert, zumal fast alle den guten Herrn Köhnen in seiner munteren und frischen Art kannten und schätzten. Das Amt hat in ihm eine wertvolle Kraft verloren. Wir alle trauern aufrichtig um ihn und bitten Gott, der ihn so früh zu sich gerufen hat, er möge ihm die ewige Ruhe geben.-
Die Entwicklung des Fernmeldedienstes in den verschiedenen Sparten, die fortschreitende Automation spiegeln sich in der Personalbewegung wieder. Infolge Aufhebung des EF Saarburg wurden 7 Dienstposten zurückgezogen. Dies war im April 1958. Im Monat September wurden aus dem gleichen Grund in Idar - Oberstein 32 Dienstposten aufgehoben. Weitere wurden entbehrlich durch Verlegung einiger Endtelegraphenstellen zu den Postämtern, durch Einführung des Selbstwählferndienstes in Idar - Oberstein und des Lochkartenverfahrens im Fernmelderechnungsdienst. Andererseits mussten der Technik neue Stellen zugewiesen werden und zwar insgesamt 16 Dienstposten. 
Ausgeschieden sind im Laufe des Rechnungsjahres 27 Postangestellte. Es wurden allerdings im Mai noch einmal zwölf neue Kräfte für den Fernsprechvermittlungsdienst eingestellt. Wie die Entwicklung weitergehen wird, ob doch wieder einige entlassen werden müssen, bleibt abzuwarten. Man wird mit Entlassungen auch weiterhin zurückhaltend sein. Ein überbezirklicher Austausch soll nach Möglichkeit Härten vermeiden.
Der Mangel an geschultem technischen Personal besteht nach wie vor. Vom Fernmeldebauamt wurden 19 Arbeiter an das Fernmeldeamt überwiesen, die in die technische Laufbahn einsteigen wollen. Es mangelt uns vor allem an jungen Ingenieuren. Wir nahmen z. d. Zt., was kam. Und das wird sich, wie schon an anderer Stelle erwähnt, später vielleicht einmal nachteilig auswirken.

 

- 1959 - 

Auch in der ersten Hälfte des Jahres 1959 besteht noch immer ein empfindlicher Mangel an CF- und Cft - Kräften und dadurch eine Unterbesetzung der Dienstposten für den gehobenen Dienst. Durch die weiter fortschreitende Technisierung wird auch der Mangel am gesamten technischen Personal immer spürbarer.
Ebenfalls fehlt es überall, besonders aber im Fernsprechdienst an weiblichen Kräften, sodass man oft mit fast 10 Übertragungen täglich den Betriebsdienst aufrecht erhalten muss.
Das alles führt zu einer Überbelastung der technischen und weiblichen Kräfte, die sich im Krankenstand bemerkbar macht und auch die Urlaubsabwicklung hemmt.
Am 31.5.1959, am Tage vor der Zusammenlegung der beiden Ämter, besaß das Fernmeldeamt 371 und das Fernmeldebauamt 156 Dienstposten.
Am 1.6.1959 zählte das Fernmeldeamt Trier 531 Dienstposten und wurde, wie schon erwähnt, ein B - Amt mit 931 Punkten.

 

AUSBILDUNGSWESEN

Im Hinblick auf die sich anbahnende Entwicklung zum Selbstwählferndienstes und den dadurch zwangsläufig zu erwartenden Überhang an weiblichen Kräften mussten der bis dahin geübten Personalpolitik spürbare Schranken auferlegt werden. Nachdem in den Jahren 1951 bis 1953 der Personalbedarf im Fernvermittlungsdienst durch die Neu- bzw. Wiedereinstellung von 131 weiblicher Kräfte gedeckt war, wurde die Einstellung weiblicher Kräfte bis auf weiteres gestoppt. Dafür wurden die 9 Lehrgänge im Fernsprechvermittlungsdienst, in denen die Dienstanfänger ihre lehrmäßige Ausbildung erhalten hatten, von November 1953 an abgelöst durch die vom Bundespostministerium mit Amtsbl. Verfügung Nr. 623/1953 angeordneten Lehrgänge vor Übernahme in das Beamtenverhältnis. In 5 Lehrgängen sind 72 weibliche Angestellte des Fernmeldeamtsbereichs Trier auf die von ihnen abzulegende Postassistenten - Prüfung vorbereitet worden. Außerdem legten bis 1955 18 Postinspektoranwärter und 66 Postassistentenanwärter den im Zuge ihres Ausbildungsplanes vorgeschriebenen Eignungsnachweis F/T nach vorangegangener vierwöchentlicher Ausbildung bei der Fernmeldeschule des Fernmeldeamtes Trier ab. In den zwischen den einzelnen Lehrgängen liegenden Zeiträumen erhielten 9 Kräfte eine zusätzliche vierwöchentliche Ausbildung im Springschreiberdienst, die ihnen in 4 Abschnitten mit je 2 - 3 Teilnehmerinnen zuteil wurde. Um den Anforderungen des T- Amtswähldienstes gewachsen zu sein, in den der Fernmeldeamtsbereich Trier im Februar 1955 mit einbezogen wurde, sind in der Zeit vom 18.11.1954 bis 6.1.1955 44 Kräfte jeweils 3 Tage auf diese neue Betriebsabwicklung umgeschult worden.

Nachdem die Lehrgänge für weibliche Nachwuchskräfte im Fernsprechdienst fast 3 Jahre lang ausgesetzt worden waren, wurden 1956 wieder 16 Kräfte 12 Wochen lang in die Vorschriften und Pflichten eines Berufes eingeweiht, der wohl von den meisten jungen Menschen, offen oder heimlich zugestanden, nur als ein einträglicher Übergang zu einem erhofften glücklicheren Dasein angesehen wird.
Außerdem standen 8 Postangestellte zur Übernahme in das Beamtenverhältnis heran, die in 6 Wochen auf die abzulegende Prüfung vorbereitet wurden.
In zwei weitern Lehrgängen von je vier Wochen erhielten sieben Postinspektoranwärter und 10 Postassistentenanwärter ihre lehrmäßige und praktische Unterweisung im Fernmeldedienst.

 

1956 - 1957 - 1958

Die Grundausbildung für den Telegraphendienst wird nicht beim Fernmeldeamt Trier durchgeführt. Kräfte, die aussschließlich für diesen Dienst eingestellt werden, müssen zum Lehrgang nach Frankfurt / Main bzw. Königstein / Taunus geschickt werden. Wir füllen die Lücken aus dem Personal des Fernsprechdienstes auf. Bei Bedarf werden dort, soweit dies möglich ist, Kräfte herausgezogen und umgeschult. Die Umschulung dauert 8 Wochen. In dieser Zeit sind die Bestimmungen für die Annahme, Übermittlung und Zustellung von Telegrammen und die praktische Arbeit am Fernschreiber zu erlernen. Diese Ausbildung endet ebenfalls mit einer Prüfung. Zwei Lehrgänge dieser Art wurden im Laufe des Jahres abgehalten. Im April kamen wieder 15 Postassistentenanwärter.
In den Fernämtern des Bezirks, vor allem in Trier, Idar - Oberstein und Wittlich machte sich inzwischen ein fühlbarer Personalmangel bemerkbar. Der Stopp in der Einstellung von jungem Nachwuchs war offenbar zu früh veranlasst worden. Abgesehen von den wenigen Kräften, die in die Telegraphie abgewandert waren, war der Personalstand vor allem durch Abordnungen zu anderen Dienststellen, zu Oberpostdirektion und Fernmeldebauamt stark gesunken. Die Urlaubsabwicklung geriet ins Stocken, das Personal wurde überfordert. Es war höchste Zeit hier abzuhelfen. Eine erneute Einstellung war nicht zu umgehen. So kamen im Mai und im August wieder je 16 junge Mädchen im Alter von 17 bis 20 Jahren mit gutem Willen (die meisten wenigstens) zu uns, um im Fernvermittlungsdienst zu arbeiten. Zwölf lange Wochen saßen sie wissbegierig wieder auf der Schulbank und ließen sich in die Geheimnisse des Fernsprechdienstes einführen.
Im Anschluss an die Lehrgänge legten die Neulinge die Prüfung für den praktischen Fernsprechdienst ab. Der zweite Lehrgang, der sich bis November hinzog, musste um 8 Tage verlängert werden, weil die “asiatische Grippe” einen Teil der Lehrgangsteilenehmerinnen wochenlang ans Bett fesselte.
Nach bestandener Prüfung wurden die beiden Grundausbildungslehrgänge mit einer kleinen frohen Abschiedsfeier der Teilnehmerinnen mit den Lehrkräften beschlossen, an der auch der Amtsvorsteher, Herr PR Hübschmann und Herr Postamtmann Schmidt teilnahmen.

Nachstehend geben wir einen Überblick über die durchgeführten Lehrgänge.

1956
2 Lehrgänge für Postassistentenanwärter

je

4

Wochen

5

Kräfte

12

Kräfte

1 Lehrgang für Nachwuchskräfte Grundausbildung F-Dienst

12

Wochen

16

Kräfte

1 Lehrgang: Übernahme ins Beamtenverhältnis 6 Wochen 8 Kräfte
1957
2 Lehrgänge: Umschulung auf T-Dienst je 8 Wochen je 4 Kräfte
1 Lehrgang für Postassistentenanwärter 4 Wochen 15 Kräfte
2 Lehrgänge für Nachwuchskräfte: Grundausbildung F-Dienst je 12 Wochen je 16 Kräfte
1958
3 Lehrgänge für Postassistentenanwärter, Postinspektoren- anwärter und Postschaffner je 4 Wochen 2 x
1 x
16
11
Kräfte
Kräfte
1 Lehrgang für Nachwuchskräfte: Grundausbildung F-Dienst 12 Wochen 12 Kräfte
1 Lehrgang vor Übernahme in das Beamtenverhältnis 6 Wochen 10 Kräfte
3 Lehrgänge: Umschulung auf T-Dienst je 8 Wochen je 4 Kräfte

Wie aus dem vorstehenden Plan zu ersehen ist, führte die Unterrichtsstelle im Jahre 1958 zunächst 3 Lehrgänge für Postassistentenanwärter, Postinspektoranwärter und Postschaffner durch. In diesen Lehrgängen zeigt sich immer wieder, wie wichtig es ist, dass den Lehrgangsteilnehmer, die vielfach am Schalter oder an öffentlichen Sprechstellen beschäftigt werden, der Fernmeldedienst - d. h. Fernsprech- und Telegraphendienst in Theorie und Praxis einmal nähergebracht wird. Viel Neues und Unbekanntes erfahren sie hier. Sie sehen, wie die Fäden zusammenlaufen, welche Dienststellen noch in den Arbeitsablauf mit eingeschaltet sind. Vor allem wird ihnen klar, warum nach den Dienstvorschriften manches so und nicht anders gehandhabt werden muss, wenn eine reibungslose Abwicklung gewährleistet werden soll. Auch der gesamte Aufbau, die Organisation der Fernmeldedienste, das Leitungsnetz, die Arbeit in den Fernämtern, all dies war sehr interessant und aufschlussreich für sie und wird sicher nicht ohne gute Auswirkung auf die spätere Zusammenarbeit sein.
Wieder wurden Kräfte - dieses mal 12 - für den Fernvermittlungsdienst ausgebildet. Unter ihnen war eine älter, schon 30 - jährige (Flüchtling), die im Osten 9 Jahre wegen “allzu reger Beziehungen nach dem Westen” interniert war. Ihre Berichte über die Gefangenschaft sind erschütternd.
Die Grundausbildung umfasste außer dem theoretischen auch einen praktischen Teil, der im Fernamt Trier durchgeführt wurde. Das Ergebnis der Ausbildung hing daher zum großen Teil auch von der Zusammenarbeit mit dem Fernamt ab. Brachte dieses, die Oberaufsicht und die Betriebsaufsichten, der Sache das rechte Verständnis entgegen, untermauern und stützen sie die Arbeit von der Praxis her, dann konnte sie fruchtbar sein. Der Kontakt zwischen Unterrichtsstelle und Fernamt Trier war ein sehr guter. Die Aufsichten des Fernamtes waren selbst daran interessiert, später im Betrieb gut durchgebildetes Personal zu haben. Was in der Ausbildung versäumt wurde, war später nicht mehr aufzuholen. Am meisten Schwierigkeiten machten den Anfängerinnen oft die “Alten”. Anstatt ihnen behilflich zu sein, ihnen praktische Winke zu geben, sperrten sie sich - viele, nicht alle -, waren überheblich und gaben den jungen Menschen zu verstehen, dass ihre Anwesenheit unerwünscht ist. Das erschwerte die Arbeit. Wesentlich und wichtig für die jungen Menschen war ihre Einstellung zum Beruf. Auch daran mussten die Lehrkräfte denken. Sie mussten versuchen, in ihnen ein Streben und ein Gefühl für persönliche Verantwortung zu wecken. Hier hat es schon manche Enttäuschung für die Verwaltung gegeben, Sie durfte aber andererseits auch schon viel Freude an ihrer Jugend erleben. Manch eine der “alt bewährten” Beamtinnen hat als junger Backfisch mit ihrer ganzen jugendlichen Begeisterung und viel gutem Willen ihren Weg bei der Bundespost begonnen und ist ihn konsequent bis zum Schluss gegangen.
In dem letzten Grundausbildungslehrgang wurden allein aus Idar - Oberstein 5 Kräfte eingestellt. Diese sind wegen der Auflösung des Fernamtes Idar - Oberstein inzwischen alle wieder ausgeschieden. Sie waren mit einer Versetzung nach Trier nicht einverstanden, obwohl sie sich bei Einstellung für den gesamten Oberpostdirektion - Bezirk verpflichtet hatten. Aus dem gleichen Grunde ist auch in Trier eine Kraft ausgeschieden. 
Wie viele Kosten hat die Oberpostdirektion Trier für diese Kräfte umsonst aufgewendet! Sollte nicht doch das Personal für eine bestimmte Zeit verpflichtet werden oder andernfalls einen Teil der Ausbildungsgelder zurückzahlen!
In dem zweiten T - Umschulungslehrgang des Jahres 1958 wurden dieses mal 3 männliche Kräfte aus Prüm und Bernkastel ausgebildet. Da die Telegraphenstellen Prüm und Bernkastel ihren Postämtern unterstellt worden waren, müssen diese für Ersatzkräfte sorgen. Das hier geschulte Personal sollte ständig greifbar sein, um bei Krankheit oder Urlaub vorübergehend einzuspringen.
Zehn weibliche Postangestellte hatten sich nach einem Aufruf zu Prüfung für die Übernahme in das Beamtenverhältnis gemeldet. Sie hatten Gelegenheit, in einem 6 - wöchigen Lehrgang ihre Kenntnisse zu vervollkommnen, um so eine breite Grundlage für die neue Laufbahn zu schaffen. Hoffen wir, dass sie nicht nur brauchbare, sonder wirklich gute Beamtinnen geworden waren, die ihren Beruf ernst nahmen und ihren Stand würdig vertraten.
Die einzelnen Lehrgänge wurden wieder durch gemeinsame Abschiedsfeiern beschlossen, von deren Munterkeit die festgehaltenen Schnappschüsse zeugen.

Auch Anfang des Jahres 1959 wurde wieder ein Postassistentenanwärter - Lehrgang durchgeführt und zwar in der Zeit vom 9.3. bis 4.4.59. 19 Kräfte des Postdienstes nahmen daran teil und legten am Ende des Lehrgangs den Teil - Eignungsnachweis FE/T ab.
Zu einem 6 wöchigen “Lehrgang für weibliche Postangestellte des Telegraphendienstes vor Übernahme in das Beamtenverhältnis” vom 11.5. bis 20.6.59 hatten sich 10 Postangestellte gemeldet. Die Prüfung wurde von allen Teilnehmerinnen bestanden.