Antonio Santi Giuseppe Meucci

Antonio Santi Giuseppe Meucci, der eigentliche Erfinder des  "elektromagnetischen Telephons",  wurde  am   13. April 1808 in San Frediano,  nahe Florenz in Italien geboren.  Hier verbrachte er auch seine Kindheit.  Am 27. November 1821 wurde er zur Akademie der schönen Künste, der "Accademia di Belle Arti" zugelassen, die er sechs Jahre besuchte. Studien auf den Gebieten Chemie und Mechanik folgten. Im Rang eines Offiziers versah Meucci von 1823 bis 1830 an den Toren von Florenz seinen Dienst. Im Oktober 1833 über- nahm Meucci die Arbeit als "Hauptmechanican" am "Renowned della Pergola Teatro" auf. Ein Jahr später stellte Meucci das noch heute bestehende 18 m hohe "Akustik - Rohr - Telephon" auf. Mit dessen Hilfe war eine Verständigung vom Station (Theater) zum "Manöver" hin möglich. 

Weil Meucci an einer Verschwörung zur Befreiung Italiens, gerichtet gegen das Herzogtum Toskana (Habsburg - Lothringen), beteiligt war, dadurch unter ständiger Überwachung durch die Polizei stand, einige Monate mit dem berühmten Patrioten F. D. Guerazzi im Gefängnis saß und er überdies ein lukratives Angebot des spanischen Impresario Francisco Martiy Torrens erhielt, verließ er, nach dem er am 07. August 1835 seine Frau Esther Mochi, heiratete, am 07. Oktober 1835 Florenz mit dem Schiff  "Coccodrillo"  nach Kuba.

Am 17. Dezember des gleichen Jahres kam Meucci als leitender Ingenieur, seine Frau war zuständig für die Kundenbetreuung und 81 weitere Mitglieder der Italian Opera Company, in Havanna an. Aber auch in Havanna zeigte sich Meucci patriotisch und den Ideen von Garibaldi, dem "Befreier" vieler spanischer Kolonien verpflichtet. Die "Italian Opera Company debütierte am 12. Januar 1836 an der Direktion Theatro. Zahlreiche Erfindungen Meuccis - unter anderem die chemische Verarbeitung der Abwässer - erleichtern zusehens sein Wirken. Als am 15. April 1838 das "Grand Teatro de Tacón" eröffnet wird, bemüht sich Meucci um eine Wohnung in unmittelbarer Nähe des Theaters. 1844 gründete Meucci eine Galvanisierungsfabrik, in der er Versorgungsmaterial für die Armee bearbeitet. Im gleichen Jahr wird Meucci Vater einer Tochter. Am Abend des 16. Dezem- bers 1844 wird Meucci im Gran Teatro de Tacón für seine bisherigen Verdienste geehrt. Durch einen Hurrikan wird das Gran Teatro de Tacón stark beschädigt. Meucci wird am 18. April 1847 mit dem Wiederaufbau beauftragt. Weil er zu dieser Zeit viel Geld verdient, ist es ihm möglich, seinem politischen Gesinnungsgenossen Garibaldi Geld zur Führung des Unabhängigkeitskrieges Italiens zu schicken.

Ab 1849 führt Meucci Experimente auf dem Gebiet der Elektrothe- rapie durch. Bald jedoch wendet er seine Kennt- nisse bei Patien- ten an. Hierbei entdeckt er das "Getriebe der Rede durch Elektrizität". Im Jahre 1850 lief dann der 1835 ge- schlossene Vertrag zwischen Meucci und dem kubanischen Impresario aus. Meuccis Vorstellungen, seine Ideen in einer Stadt wie New York schneller und besser um- setzen zu können, veranlasste ihn und seine Familie Kuba am 23. April 1850 zu ver- lassen und mit dem Schiff "Norma" die Reise nach Amerika anzutreten. Auch seine geliebte Tochter war zwischenzeitig verstorben. Am 1. Mai 1850 kam Meucci in New York mit einem Vermögen von etwa 26.000 Pesofuertes - vergleichbar heute mit ca. 500.000 € - an. Meucci zog in den ersten Tagen des Oktober 1850 in ein Häuschen in der Waldstraße - der heutigen Ditson - Street - in Clifton (Insel Staten) New Yorks ein. 

Siehe Abbildung links.

Später kaufte er das Haus und das um- liegende Land. In dieser Zeit bewirtete Meucci oft im Exil lebende, italienische Patrioten und auch General Garibaldi. Esther Meucci wurde bereits seit geraumer Zeit von einer rheumatischen Arthritis geplagt, die sich weiter ver- schlimmerte und 1854 dazu führte, dass Esther ihr Zimmer nicht mehr verlassen konnte.

Daraufhin erstellte Meucci die "erste Fernsprechverbindung" von Esthers Zimmer zu seiner Werkstatt im Haus her, auf der er viele unterschiedliche Instrumente ausprobierte. 1850/51 stellte Meucci die erste Stearin - Kerzen - Fabrik Amerikas in Clifton auf, 1856 folgte die erste Lager - Bier - Fabrik, die Clifton - Brauerei ebenfalls in Clifton im Bundesstaat New York. Seine Erfindung der Parrafin - Kerze 1856 ( US Patent - Nr. 22.739 ) führte 1860 zur ersten Parrafin - Kerzen - Fabrik der Welt, der "New York Parrafine Kerze Co." in Clifton. Ebenfalls 1860 experimentierte er erstmals mit "Trockenbatterien" und beschäftigte sich mit der Gewinnung eines Farbstoffes aus roten Korallen, den der New Yorker Kaufmann Enrico Bendelari bedurfte. Materiell ging es Meucci in dieser Zeit sehr gut, er unterstützte weiterhin Giuseppe Garibaldi und dessen Anhänger. Diese waren gern gesehene Gäste in Meuccis Haus. Über seiner Eingangstür brachte er sogar eine Marmorplatte mit den Worten an: "Hier weilte von 1851 bis 1854 exillebend Giuseppe Garibaldi, der Held der zwei Welten"

Meucci wurde leichtsinnig und fiel auf einen unehrlichen Spekulanten herein. Er verlor sein Haus und sein gesamtes Vermögen. Obwohl er weiterhin wissenschaftlich tätig war und auch in der Folge meh- rere Patente erhielt, schaffte er es nicht mehr wirtschaftlich unabhängig zu sein. 1866, als die Gefahr drohte, dass es in Italien zu dem dritten Unabhängigkeitskrieg kommen würde, wurde Meucci Prä- sident eines New Yorker Ausschusses, der ein freiwilliges militärisches Korps zum Kampf in Italien bildete.

Am intensivsten aber widmete sich Meucci der weiteren Entwicklung des Telefons. In einer Ausgabe einer italienischen Zeitung New Yorks erschien alsbald ein Bericht über sein Instrument (Telefon). Diesen Bericht und ein Modell schickte Meucci durch Herrn Bendelari nach Italien, um dort die Möglichkeit prüfen zu lassen, das Telefon dort zu bauen. Weder das Modell noch der Bericht kamen jemals in Italien an. Auch die eventuell in Aussicht gestellte finanzielle Unterstützung blieb aus. So folgten Jahre zunehmender Armut. Doch das alles entmutigte Meucci nicht. Am stärksten belastete ihn aber der Unfall vom 30. Juni 1871, bei dem er während der Explosion des Dampfkessels der Inselfähre "Westfield Staten" so erhebliche Verbrennungen erlitt, dass man drei Monate um sein Le- ben fürchtete. Meucci verlor seine Arbeit und seine Frau musste viele seiner Arbeitsmodelle ein- schließlich des Telefon-Prototyps an einen Gebrauchtwarenhändler für die Summe von 6 Dollar verkaufen. Nach der Genesung Meuccis versuchte dieser zwar die Gegenstände zurück zu kaufen, aber diese waren in der Zwischenzeit weiter an einen bis heute Unbekannten verkauft worden. Mürbe aber nicht geschlagen von den Vorkommnissen arbeitete Meucci Tag und Nacht daran, sein Telefon wieder aufzubauen und dem Instrument ein neues Design zu geben. Ebenso verbesserte er die Qualität um letztendlich das Gerät zum Patent anmelden zu können. Meucci war von dem Ge- danken besessen, der Unbekannte, der sein früheres Modell kaufte, könnte dieses selbst zum Patent anmelden. 

Meucci gelang es am 28. Dezember 1871 sein "Telefon" auf dem Patentamt registrieren zu lassen.
Ein endgültiges Patent kostete den Anmelder damals 250 Dollar, eine beträchtliche Summe zu jener Zeit, die Meucci nicht aufbringen kon- nte. So wiederholte Meucci die fällige Registrierung 1872 und 1873.

Meucci wollte sein Instrument, das er selbst als "Sprechenden Telegraphen" bezeichnete, auf den Leitungen des westlichen Anschlusssystems der Western Union Telegraph Company demonstrieren und nahm daher die Verbindung mit deren Vizepräsident, Edward B. Grant, auf. Meucci ließ der Western Union zu diesem Zweck sowohl Geräte als auch deren Beschreibung zukommen. Lange hörte er nichts von der Western Union, so gingen zwei Jahre ins Land bis Meucci 1874 seine Materialien zurück forderte. Man erklärte ihm allerdings, dass die Instrumente und auch die sonstigen Unterlagen verloren gegangen seien. Als dann dem Taubstummenlehrer Alexander Graham Bell, der sich ebenfalls seit einiger Zeit in den Werkstätten des Meucci mit der Entwicklung eines harmonischen Mehrfachtelegraphen beschäftigte, am 14. Februar 1875 das Patent für ein Instrument zuerkannt wurde, das im Allgemeinen zur Übermittlung von Lauten aller Art, also auch der menschlichen Sprache mit Hilfe elektrischer Wellenströme diente, wies Meucci sofort seinen Rechtsanwalt an, Einspruch gegen dieses Bell - Patent auf dem Patentamt der Vereinigten Staaten in Washington einzulegen. Doch wertvolle Zeit verging, weil der Rechtsanwalt nie dem Gesuch Meuccis nachkam. Ferner erbrachten neuere Untersuchungen den Beweis, dass sich bestimmte Angestellte des Patentamts seinerzeit nicht an die übliche Vorgehensweise hielten und Bell bevorzugt behandelt hatten. Einem Freund Meuccis hingegen gelang es, dass alle relevanten Dokumente bezüglich des "Sprechenden Fernschreibers" letztlich doch Meucci zugeordnet wurden. Im darauf folgenden Rechtsstreit zwischen Bell auf der einen und Meucci und die Western Union Company (westlicher Anschluss) auf der anderen Seite erklärte sich Bell damit einverstanden, dass 20 Prozent des Profits aus der Kommerzialisierung des "Telefons" in den folgenden 17 Jahren an den "westlichen Anschluss" gehen sollten. Es würden sich hierbei um einige Millionen Dollar handeln. Doch die Rechtsanwälte Bells verschleppten den Prozess immer weiter. 1886 versuchten sie sogar die Klage Meuccis gänzlich abweisen zu lassen obwohl selbst der Staatssekretär von dem Recht Meuccis an der Erfindung und vom Betrug des Patentamts überzeugt war. Bis zum Tode Antonio Meuccis im Oktober 1889 ward noch keine endgültige gerichtliche Entscheidung gefallen und letztlich wurde das Verfahren im Januar 1893 eingestellt. Somit konnte Alexander Graham Bell für lange Zeit für sich in Anspruch nehmen, der erste Patentnehmer auf ein "Telefon" zu sein, ohne jegliche Zahlungen an die Familie Meucci leisten zu müssen

Nachfolgend ist die Über- setzung eines Artikels der Montrealer Zeitung vom Montag, dem 17. Juni 2002 zu lesen, der sich mit der Anerkennung Meuccis als Erfinder des elektromagne- tischen Telefons bestätigt.

Auszug des betreffenden Artikels:

Washington (AFP) - Aus offiziellen Quellen war zu entnehmen, dass das ame- rikanische Haus der Abge- ordneten diese Woche be- schlossen hat, den Italo - Amerikaner Antonio Santi Guiseppe Meucci zu kredi- tieren und ihn als Erfinder des Telefons anzuerken- nen. Eine Erfindung, die bislang dem Ameri- kaner schottischen Ursprungs, Alexander Graham Bell, zugeordnet worden ist. In diesem Beschluss, der am Dienstag durch einfache Akklamation angenommen wurde, glauben die ame- rikanischen Vertreter, dass "das Leben" und das Werk des Antonio Meucci, be- sonders aber die Erfin- dung des Telephons aner- kannt und geachtet wer- den. Nach dem Text der Entschließung, die vom republikanischen Vertreter von New York, Vito Fossella, vorgestellt wur- de, hatte Antonio Meucci eine rudimentäre Telekom- munikationsvorrichtung zwischen dem Untergeschoß seines Hauses von Staten Island in New York und der Kam- mer seiner Frau im ersten Stockwerk installiert. Meucci hatte seine Erfin- dung in der italienischen Ausgabe eines amerika- nischen Journals vorge- stellt und im Dezember 1871 einen provisorischen Patentantrag gestellt, der allerdings 1874 auslief, da Meucci nicht in der Lage war, die notwendigen Gebühren zu bezahlen. Zwei Jahre später (1876) hat man dann Alexander Graham Bell, der im dem Laboratorium arbeitete, in dem Meucci sowohl Mate- rialien als auch Beschrei- bungen seiner Erfindung des Telefons lagerte, das Patent gewährt. Die ame- rikanischen Behörden hat- ten von 1887 an versucht, das Bell erteilte Patent zu annullieren und ihm in einem Prozess Betrug vor- zuwerfen, aber durch den Tod Meuccis 1889 und den regulären Ablauf des Pa- tents wurde der ganze Vor- gang abgeschlossen, ohne das rechtlich geklärt wur- de, wer der wahre Erfinder des Telefons ist.

Erst am 11. Juni 2002 wurde im Haus der Repräsentanten der Vereinigten Staaten von Amerika unter der Nr. 269 Antonio Santi Guiseppe Meucci offiziell als Erfinder und erster Patentnehmer des elektromagnetischen Telefons anerkannt.
Wie sah das Telefon von Meucci aus?            

Durch die Experimente mit dem Elektrisierapparat machte Meucci eine wundersame Entdeckung. Wie in der folgenden Abbildung ersichtlich, hält Meucci in der linken Hand ein Instrument, eine kupferne Platte, gehalten durch einen Kork-Griff, welche der des Patienten ähnelt. Als Meucci mittels eines Schalters den Stromkreis schloss, also einen Stromschlag erhielt, hörte Meucci über sein Instrument den Schrei des Patienten.

Wortlaut Meuccis!         

"Ich dachte, dass ich diesen Ton deutlich und natürlich hörte. Ich setzte dann dieses Kupfer meines Instruments zu meinem Ohr und hörte den Ton seiner Stimme durch die Leitung. Dieses war der erste Eindruck und der Ursprung meiner Idee des Getriebes durch die Leitung."

 

Das Bild links zeigt Meucci beim Elektrisierversuch. In der linken Hand hält er die Kupferplatte, die ihn den Schrei seines Patienten vernehmen ließ. Die Elemente im Hintergrund haben zusammen eine Spannung von etwa 114 Volt.

Unten ist ein Ersatzschaltbild des Experiments.

Als der Patient schrie, bildete sich ein stark sich ändernder Widerstand Rv in der Öffnung der kupfernen Zunge C2 und dem sich darauf befindlichen Speichel des Patienten. Dieser variable Wiederstand ist in Reihe mit dem Körperwiderstand des Patienten und mit der kupfernen Zunge C1, die sich in der linken Hand Meuccis befindet, geschaltet. Dem zuzurechnen ist der Leitungswiderstand Rb und der Innen- widerstand der Stromquelle Rw. Als Folge dessen ändert sich natürlich auch das Potential der kupfernen Zunge C3 entsprechend der Änderung des Widerstandes Rv. Die Folge ist ein elektrostatischer Effekt, der für Meucci hörbar war.

"..in dem Augenblick, als die besagte Einzelperson (Patient) sprach, empfing ich den Ton des Wortes nicht eindeutig, sondern nur als murmel & emdash, etwas, was ich nicht verstehen konnte. Ich veranlasste ihn zunächst mehrmals am Tage und dann auch noch mehrere Tage lang immer wieder die gleichen Worte zu sagen, aber das Resultat blieb immer wieder das gleiche. Von dem Moment an war dieses meine Phantasie, und ich erkannte, dass ich das Getriebe des menschlichen Wortes mittels der Leitung erreicht hatte, die mit einigen Batterien zur Erzeugungselektrizität vereinigt wurde, und ich gab ihm sofort den Namen des sprechenden Fernschreibers".

Meuccis Telephon, 

hergestellt im Jahre 1857,

Zeichnung aus einer Veröffentlichung des 

Scientific Amerikan, 1884 

Original Instrument

(Telephon von Meucci)

Standort: Museum für Telekommunikation

SIRTI, Cassina de`Pecchi (Mailand) Italien

 

 


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