Die Post am Bahnhof Birkenfeld

Die Auswirkungen der Rhein-Nahe Bahn auf die Birkenfelder Post.

Der Bau der Rhein-Nahe Bahn forderte auch für die Region um Birkenfeld ihren Tribut. Durchreisende bedienten sich nach deren Fertigstellung 1860 der Bahn als der Postkutsche. So vielen im Laufe der Jahre viele Postkurse weg. 1876 richtete man ein Personenfuhrwerk zwischen Birkenfeld und dem Bahnhof in Neubrücke ein. Die ansonsten vier mal täglich verkehrende Personenpost von Birkenfeld und Morbach war blieb ende der 70er Jahre als einzige regelmäßige Post übrig. 

Die Post im Nebengebäude des Bahnhofs von Birkenfeld (1. Oktober 1881 - 31. März 1916)

Aber das ständig größer werdende Brief- und Paketaufkommen führte zu der Erkenntnis, dass die postalischen Räumlichkeiten im Warth`schen Haus allmählich zu klein wurden. Die Absicht der Stadt Birkenfeld, eine eigene Bahnlinie nach Neubrücke zum Anschluss an die Rhein-Nahe-Bahn zu errichten verleitete Birkenfeld zum Bau eines Postgebäudes neben dem Birkenfelder Bahnhof.

Am 1. Oktober 1881 wurde im Zusammenhang mit der Eröffnung der Birkenfelder Lokalbahn das von der Stadt erbaute alte Posthaus am Bahnhof bezogen. Mit Inbetriebnahme der bereits erwähnten Zweigbahn Birkenfeld - Neubrücke am 15. Oktober 1881 wurde auch die Fuhrpost nach Neubrücke, von der es im Laufe der vergangenen Jahre einige Anekdoten zu berichten gab. So plauderte eine seiner Zeit in der Saarlouiser Straße wohnende Bürgerin: „In ihrer Regelmäßigkeit, mit der die Personenpost zum Städtchen hinaus- und hineinfuhr, war sie ihnen gleichsam eine Uhr, die von Tagesbeginn bis in den späten Abend durch ihres Hornes Klang bestimmte Stunden kündete. Keiner aber verstand so das Horn zu blasen wie der Postillon Macher, gewöhnlich „Machers Lipp” genannt. Er schwang sich auf den Postillonssitz des Postwagens, ließ die Rößlein traben und bei Abfahrt und Ankunft und oft auch zur Freude der Reisenden durch das Steinautal sein Horn erklingen.”

 

Die Post am Bahnhof (1. Oktober 1881 bis 31. März 1916)

Bereits am 1. Dezember übersandte Postmeister Melchior der Ober-Post-Direktion Trier einen Plan, der die geplante Trasse der Zweigbahn Birkenfeld - Neubrücke auswies und die Planungsunterlagen der Stadt Birkenfeld zum Bau des Postamts am Bahnhof. 
Die dritte Abteilung des Kaiserlichen Postamts zu Berlin genehmigte mit Schreiben vom 5. August 1880 den geplanten Umzug.

 

Das Genehmigungsschreiben vom 5. August 1880

Das Kaiserl. Postamt genehmigt unter den vorgetragenen Umständen, daß das Postamt zu Birkenfeld s. B. in das neu zu erbauende Bahnhofsgebäude daselbst verlegt, und daß in letzterem für den Postdienstbetrieb und als Wohnung für den Vorsteher des genannten Postamts. Die in dem vorgelegten Bauplane bezeichneten Räume unter dem im Berichte angegebenen Bedingungen angemiethet werden.
gez. Fischer

Der Mietvertrag bezüglich der Post im Bahnhof Birkenfeld vom 16. Oktober 1883.

Der auf Grund der vorstehenden Verfügung des Reichs-Postamtes von der Stadt Birkenfeld vermiethete Posthaus auf dem Stadtbahnhofe daselbst ist am 1. October 1881 bezogen worden. Das Baukapital ist auf M. 21.643,39 festgestellt, und es berechnet sich demnach die mit 7 Prozent des Baukapitals zu gewährende Miethsvergütung auf M. 1.575,04 jährlich.
Die Feststellung des Baukapitals hat erst im December 1882 beweertet werden können, weil die bezügliche Rechnung nun der Stadt Birkenfeld erst unterm 20. November 1882 aufgestellt worden ist und die betreffenden Beläge erst Anfangs December 1882 hierher gelangt sind.
Die hierauf mit der Stadtverwaltung Birkenfeld geflogenen Verhandlungen wegen des Abschlusses eines Miethvertrages sind noch nicht zu Ende geführt, weil der diesseits in Vorschlag gebrachte Vertragsentwurf seitens des Gemeinderaths der Stadt Birkenfeld nicht angenommen worden ist und der vom Gemeinderath aufgestellte Vertragsentwurf in seiner ursprünglichen Form für die Postverwaltung nicht annehmbar erschien. Die Gemeindeverwaltung der Stadt Birkenfeld hat nun die baldige Zahlung der für die zweijährige Benutzung des Posthauses zu entrichtenden Miethsvergütung beantragt.
Die Kaiserliche Ober-Postkasse wird daher angewiesen, die Miethe von M. 1.515,04 wörtlich: Ein Tausend fünf Hundert fünfzehn Mark 4 Pf. jährlich für die Zeit vom 1. October 1881 bis Ende September 1883 mit M. 3.030,08, wörtlich: Drei Tausend und dreißig Mark 8 Pf. durch Vermittelung des Postamts in Birkenfeld an die Stadt Birkenfeld zu zahlen und bis auf Weiteres im Manuale über Kassenvorschüsse Abth. 6 - zu verausgaben.

                                              An die Kaiserliche Ober-Postkasse hier.

Abschrift vom Kaiserlichen Postamte zur Nachricht und schleunigen Zahlungsleistung für Rechnung der Ober-Post-Kasse der Betrag von M. 3.030,08 ist in der nächsten monatlichen Abrechnung mit unter den nicht etatsmäßigen Ausgaben zu verrechnen.
                                                  Der Kaiserliche Ober-Postdirector
                                                                  In Vertretung

Aber auch dieses Gebäude genügte schon bald nicht mehr den Anforderungen, der inzwischen in Birkenfeld eingeführte Fernsprechverkehr (ab 1898) nahm stetig zu. Auch im Telegraphendienst (ab 1848) waren große Steigerungen zu verzeichnen. Postmeister Melchior standen mehrere nachgeordnete Beamte und Unterbeamte zur Seite.
Sah man zunächst einen Anbau am Bahnhofsgebäude vor, so entschied man sich doch aufgrund des Verkehrszuwachses doch für einen Neubau, aber dazu später mehr