Die Entwicklung von Antonio Santi Giuseppe Meucci
Bericht nach einem Interwiew mit Meucci
In diesem Interwiew berichtet der in Italien geborene
Meucci über sein Leben und seine Erfindung.
Meucci wurde in den Schulen von
Florenz erzogen und interessierte sich besonders für das Maschinenbauwesen. Nach
seiner politisch bedingten Auswanderung nach Kuba, widmete er sich der
Elektrizität. Meucci erhielt einen Vertrag mit der dortigen Regierung über das
galvanisieren von Materialien der cubanischen Armee. Während seiner Experimente
mit der Elektrizität informierte er sich über die Arbeiten von Becquerei, Mesmer
und anderen, die sich mit der Heilung und Behandlung von Krankheiten durch den
elektrischen Strom beschäftigten. In der Folge unternahm Meucci selbst
Experimente auf diesem Gebiet und dachte auf einmal, als er den Ton eines
Kranken deutlicher als üblich hörte, nachdem er diesem einen an eine Batterie
angeschlossenen Spachtel in den Mund steckte. (Im Jahre 1849)
Der von Meucci benutzte Apparat ist in
nebenstehender Abbildung gezeigt und wird wie folgt beschrieben: Er besteht aus einer kupfernen ovalen Scheibe (Spachtel), die durch einen aufgerollt und durch Korken isoliert im Handgriff untergebrachten Draht leitend mit einer Batterie verbunden war. Um einen Ton hören zu können, umschloss er die Apparatur mit einem Trichter aus Pappe und führte diesen nahe an sein Ohr. Dieses Instrument konstruierte er 1849 in Havanna. Hier ward er auch als Direktor für die mechanischen Belange eines Theaters zuständig. Im Jahre 1851 übersiedelte Meucci nach Staten Island, wo er bis zu seinem Tode lebte. Auch hier widmete er sich sofort wieder seinen Studien. |
Nebenstehende
Abbildungen verkörpern den zweiten Versuch, Töne zu übertragen. Meucci
verwendete einen Zinnschlauch, den er mit Draht umwickelte und dessen
Enden zu einer Zunge aus Kupfer führten. Mit diesem Instrument , so
erklärte Meucci, habe er sich des öfteren vom Keller seines Wohnhauses
mit seiner Frau im dritten Stock unterhalten. In weiteren Experimenten begriff Meucci die Notwendigkeit eines mit einer Drahtspule umwickelten Eisenkerns zur Verbesserung der Übertragung. Das erste Instrument, das er auf dieser Basis konstruierte, ist in der nächsten Abbildung gezeigt. Es bestand aus einem hölzernen Gehäuse mit einem Mundstück aus Pappe. Innerhalb des Holzzylinders befanden sich ein Bündel Stahldrähte. Am oberen Ende war eine Spule mit isoliertem Draht angebracht. Die Membran war aus tierischem Material hergestellt und bildete eine Klappe, die auf Lufterschütterungen reagierte. Es war das erste Instrument, bei dem er eine Spule verwendete und die Versuche mit ihm waren vielversprechend. |
Der Patriot Garibaldi war der erste, dem Meucci von seinem großen Erfolg und den Grundregeln seiner Erfindung berichtete. Meucci plante nun, dieses Gerät weiter fortzubilden. 1954 konstruierte er daraufhin ein neues Instrument, das aus einem hölzernen Block mit einem Loch in der Mitte bestand, in das magnetisches Eisenerz eingefüllt und durch dessen Mitte ein Stahldraht geführt wurde. Über dem freien Ende des Eisendrahtes war eine Spule aus isoliertem Kupferdraht angebracht. Die wichtigste Verbesserung bestand jedoch in der Verwendung einer Eisenmembran. Die gute Verständigung wurde 1856 nochmals durch die Verwendung eines Hufeisenmagneten verbessert, zu sehen in der folgenden Abbildung.
Zwischen 1858 und 1860 verbesserte Meucci sein
Instrument immer mehr. Die Vormagnetisierung des Magneten (es kam nur noch ein
Stabmagnet zur Anwendung) wurde verstärkt und eine größere Spule kam zum
Einsatz. Die Ergebnisse seiner Versuche waren so zufriedenstellend, dass Meucci
beschloss, seine Erfindung der Öffentlichkeit nicht weiter vorzuenthalten. Aber
sein nationaler Stolz wollte es, dass dies zuerst in seinem Heimatland Italien
geschehen sollte. Darum übertrug Meucci diese Aufgabe dem italienischen Kaufmann
Bendalari, der im Begriff war von Amerika wieder nach Italien zu reisen. Doch
Bendalari kam dieser Aufgabe nie nach. Während Meucci auf die Rückkehr von
Bendalari wartete, beschrieb er seine Erfindung im L´Eco d´Italian, einer
italienischen Zeitung in Amerika. Er beschrieb das nachstehend abgebildete
Instrument wie folgt:
Es besteht aus einem vormagnetisierten
Eisenstabmagneten mit sich darauf befindlicher Elektrospule aus isoliertem
Kupferdraht. In geringer Entfernung zum Stabmagnetenkopf befindet sich die
Eisenmembran, deren Mitte durch ein ein zentrales Loch des auf auf das Gehäuse
des Models aufgesetztes Mundstücks sichtbar ist. - Siehe Abbildung unten links.
Unten rechts die Weiterentwicklung von 1864-65. Hier wurde der Stabmagnet
durch einen Ringmagneten ersetzt. Von den gegenüberliegenden Seiten des
Ringmagneten führte ein Eisendraht nach oben zu einer Eisenplatte, die in
unmittelbarer Nähe der Membran positioniert wurde.
Weitere Varianten wurden von Meucci entwickelt, wie auf nachstehenden Abbildungen zu sehen ist. Die Abbildung links zeigt letztendlich die Version, wie sie im Prinzip auch später von Bell und dann in der Folge auch von Werner von Siemens zur Anwendung kam. In der rechts unten gezeigten Abbildung ist eine Variante zu sehen, die allerdings keine weitere Verbesserung brachte und demzufolge auch wieder fallen gelassen wurde.
Als Antonio Santi Guiseppe Meucci in Amerika
einwanderte, verfügte er über ein geschätztes Vermögen von $ 20.000. In Staten
Island braute er Bier und fabrizierte Sterin-Kerzen. Nach und nach verlor er
aber bei Spekulationen sein Geld. Als er dann noch bei der Explosion des
Dampfkessels auf der Islandfähre Westfield schwerst verletzt wurde nahm das
Unglück seinen Lauf. Die Familie hatte kein Einkommen mehr und seine Frau in
ihrer Armut und Verzweifelung verkaufte alle seine Instrumente an den
Gebrauchtwarenhändler John Fleming.
Nachdem Meucci einigermaßen genesen war,
ließ er von dem Künstler Nestori Zeichnungen von seinen Skizzen anfertigen, mit
denen er anschließend in Begleitung des Herrn A. Bertolino zu dem Patentanwalt,
Herrn T. D. Stetson ging. Dieser riet Meucci ein Patent (1871) zu beantragen,
jedoch ohne Kapital war es Meucci nur Möglich ein sogenanntes Vorauspatent zu
erhalten, das er in den folgenden Jahren (1872 und 1873) jeweils erneuerte und
das 1874 letztlich auslief. Das notwendige Geld ($ 20) hierzu erhielt er durch
eine Partnerschaft mit A. Z. Grandi, S. G. P. Buguglio und Ango Tremeschin.
Ihnen sicherte Meucci in einer Vereinbarung vom 12. Dezember 1871 die
Teilhaberschaft zu. Es wurde die Firma Teletrofono gegründet. Die in der
Patentvoranfrage verwendete Zeichnung ist nachfolgend abgebildet.
Mit der Bestätigung seiner Eingabe des Vorpatents ging Meucci in Begleitung von Herrn Bertolino zu Herrn Grant von der New York District Telegraph Company um ihn zu bitten, das Privileg zu erhalten, auf deren Leitungen Versuche mit seinem Instrument anstellen zu dürfen. Herr Grant versprach Meucci, ihn darüber zu informieren, wann er mit seinen Versuchen beginnen könne, doch nach zwei Jahren des Wartens sagte er Meucci, dass er die Zeichnung verloren hätte. Es kam nie zu den Versuchen. 1873 konstruierte Meucci noch ein Telefon, das es einem Taucher ermöglichte, Kontakt mit dem Schiff zu halten.
In oben stehendem wird berichtet, dass das folgende Vorpatent erstmals am 28. Dezember 1871 im United States Patent Office unter der Nummer 3335 aktenkundig auf die Dauer eines Jahres eingegliedert und am 09. Dezember 1872 sowie am 15. Dezember 1873 jeweils für ein weiteres Jahr erneuert wurde. Folglich lief der Patentanspruch am 14. Dezember 1874 offiziell aus. | ||||||||||||||||||||||||||
Originaltext des US - Vor - Patents Nr. 3335 | Freie Übersetzung | |||||||||||||||||||||||||
CAVEAT. | EINGABE | |||||||||||||||||||||||||
PETITION. | PETITION. | |||||||||||||||||||||||||
The petition of Antonio Meucci, of Clifton, in the Country of Richmond and State of New York, respectfully represents: |
Die Eingabe von Antonio Meucci, aus Clifton im Land Richmond im Staat New York, mache ich respektvoll. |
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That he has made certain improvements in Sound-Telegraphs and that he is now engaged in making experiments for the porpose of perfecting the same preparatory to applying for Letters Patent therefor. |
Das er bestimmte Verbesserungen bei Ton-Telegraphen erreicht hat und das er jetzt durch Experimente die Vervollkommnung erreicht und hinsichtlich dessen ein Patent dafür beantragt. |
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He therefore prays that the subjoined description of his invention may be tiled as a Caveat in the contidential archives of the Patent Office. |
Er bittet folglich, dass die beigefügte Beschreibung seiner Erfindung als Eingabe in den zuständigen Archiven des Patentamtes eingetragen werden kann. |
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ANTONIO MEUCCI | .ANTONIO MEUCCI | |||||||||||||||||||||||||
OATH | EID | |||||||||||||||||||||||||
STATE OF NEW YORK | STAAT VON NEW YORK | |||||||||||||||||||||||||
CONTRY OF RICHMOND, ss | IM LAND RICHMOND, ss | |||||||||||||||||||||||||
Antonio Meucci, the named petitioner, being duly sworn, deposes and says that he verily believes himself to be the original and first inventor of the improvement in Sound Telegraphs deseriled and claimed in the foregoing Specification; that he does not know and does not believe that the same was ever before known and used; and that I am a citizen of the United States. |
Antonio Meucci, der genannte Antragsteller, schwört ordnungsgemäß, dass er davon überzeugt ist, dass er als erster den verbesserten Ton-Telegraphen, wie in der vorhergehenden Spezifikation behauptet, erfunden hat und ihm der Verdienst als Bürger der Vereinigten Staaten zukommt. |
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ANTONIO MEUCCI | .ANTONIO MEUCCI | |||||||||||||||||||||||||
Subscribed and sworn to before me, this twenty-third day of December 1871. |
Unterzeichnet und beeidet am dreiundzwanzigsten Tage im Bezember 1871. |
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JOSEPH DOVLEN, Justice of the Peace. | JOSEPH DOVLEN, Friedensrichter. | |||||||||||||||||||||||||
The following is a deseription of the invention, specificiently in detail for the purposes of this caveat. |
Das Folgende ist eine Beschreibung der Erfindung, spezifisch im Detail zum Zwecke dieser Eingabe. |
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I employ the well-known conducting effect of continnous metallic conductors as a medium for sound and increases the effect by electrically insulating both the conductor and the parties who are communicating. It forms a Speaking Telegraph, without the necesssity for any hollow tube. |
Ich setze den weithin bekannen Leiteffekt der gleichförmigen metallischen Leiter als Mittel für die Verstärkung der Töne ein, indem ich die in Verbindung stehenden Teile von den Leitern isoliere. Es en tsteht ein Sprechender Telegraph, ohne die Notwendigkeit eines hohlen Schlauches. |
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I claim a portion of the whole of the effect may also in realized by a corresponding arrangement with a metallic tube. |
Ich behaupte, ein großer Teil des ganzen Effektes kann auch durch eine entsprechende Anordnung mit einem metallischen Schlauch verwirklicht werden. |
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I believe that some metal will serve better than others, but propose to try all kinds of metals. |
Ich glaube, dass einige Metalle besser geeignet sind als andere und schlage vor alle Arten von Metallen zu versuchen. |
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The system on which I propose to operate and calculate consists in isolating two persons, separated at considerable distance from each other, by placing them upon glass insulators : employing glass for example, at at the foot of the chair or beach on which each sits and putting them in communication by means of the telegraphie wire. |
Das von mir vorgeschlagene und berechnete System funktioniert bei zwei, örtlich in einigem Abstand voneinander getrennten oder sich hinter Glas befindlichen Personen, die in Kommunikation über den telegraphischen Draht treten. |
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I believe it preferable to have the wire of larger area than that ordinarily employed in the electric telegraph, but will experiment on this. Each of these person holds to his mouth an instrument analogous to a speaking trompet, in which the word may easily be pronounced and the sound concentrated upon the wire. Another instrument is also applied to the ears in order to receive the voice of the opposite party. |
.Ich ziehe es vor stärkere Leitungen zu verwenden als die, die in der elektrischen Telegraphie benutzt werden. Eine Person nimmt ein Instrument an den Mund analog einer Trompete und spricht hinein, das gesprochene Wort geht durch den Draht. Die zweite Person hält das Instrument an ihr Ohr um die Stimme der Gegenpartei zu empfangen. |
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All these to with the mouth utensil and the ear instruments communicate on the wire at a short distance from the persons. The ear utensils being of a convex form, like a clock glass, enclose the whole exterior part of the ear, and make it easy and connfortable for the operator. The object is to bring distinctly to the hearing the word of the person at the opposite and of the telegraph. |
Alle Mundgeräte und Ohrinstrumente stehen über eine Leitung in einem kurzen Abstand von den Personen in Verbindung. Die Ohrgeräte haben eine konvexe Form und umschließen das gesamte Außenohr und machen es dadurch leicht für den Anwender. Der Gegenstand dient zum deutlichen Hören der Worte der Person am anderen Ende des Telegraphen. |
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To call attention, the party at the other end of the line may be warned by an electric telegraph signal or a series of them. The apparatus for this purpose and the skill in operating it need be much less than for the ordinary telegraphing. |
Um Aufmerksamkeit zu erregen kann die Partei am anderen Ende der Leitung ein oder eine Reihe von telegraphischen Signalen senden. Die hierzu dienenden Apparate müssen viel kleiner als gewöhnliches telegraphieren sein. |
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When my sound telegraph is in opperation, the parties should remain alone in their respective rooms and every practicable prevention should be taken to have the surroundlings perfectly quiet. The closed mouth utensil of trompet and the enclosing the persons also in a room alone, both trend to prevent undue publicity to the communication. |
Ist mein stichhaltiger Telegraph in Funktion, sollten sich die Parteien in ihren jeweiligen Räumen zur einwandfreien Verständigung alleine aufhalten. Das angeschlossene tropetenähnliche Mundgerät neigen dazu, ist man nicht alleine im Raum, ungewollte Kommunikation nicht zu verhindern. |
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I think it will be easy, by these means to prevent the communication being understood by any but the propose person. |
Ich denke, dass es unter diesen Umständen einfach ist, sinnvoll mit den bestimmten Personen zu kommunizieren. |
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It may be found practicable to work with the person sending the message insulated and with the person received it in then electrical communication with the ground. Of these condition may possible be reversed, and still operate with reserve. |
Es wird als durchführbar befunden werden mit der Person elektrisch zu kommunizieren, die eine Meldung sendet. Die Verständigung wird nicht durch störende Einflüsse aufgehoben, da genügend Reserven vorhanden sind. |
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Both the conductors or utensils for mouth, the ears shoubl be in fact I may say must be, metallic, and be so conditioned as to be good conductors of electricity. |
Beide Leiter der Geräte für den Mund und die Ohren sind metallisch so beschaffen, dass sie die Elektrizität gut leiten. |
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I claim as my invention and desire to have considered as such for all the purposes of this Caveat. |
Ich behaupte, dass meine Erfindung all diese Zwecke erfüllt und wünsche, dass diese Eingabe anerkannt wird. |
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The new invention herein set forth in all details, combinations and sub-combinations. |
Die neue Erfindung ist hierin in allen Details, Kombinationen und Vor-Kombinationen festgelegt. |
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And more especially I claim |
Und vor allem behaupte ich |
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In testimony or hereof. I have here unto set my name in presence of two subscribing witnesses. |
Ich bekunde mit meinem Namen unter zwei Zeugen die Richtigkeit meines Antrages. |
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ANTONIO MEUCCI |
ANTONIO MEUCCI |
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Witnesses: |
Zeugen: |
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SHIRLEY MCANDREW. |
SHIRLEY MCANDREW. |
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FRED´K HARPER. |
FRED´K HARPER. |
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Handschriftliche Zeichnungen von Antonio Santi G. Meucci zu seiner Erfindung des ersten funktionierenden Telefons. |
Prioritätsansprüche hinsichtlich des Telephons.
Die Zeitschrift "The Electrical World" brachte in Band 6, Nummer 22, Seite 219 eine Darstellung der Tatsachen, durch die der Italiener Antonio Meucci seine viel besprochenen Prioritätsansprüche auf die Erfindung des Telephons, wenn auch spät, dem amerikanischen Patentamt gegenüber stützt und die, wenn sie völlig der Wahrheit entsprechen, dem genannten nicht nur die Priorität vor Alexander Graham Bell, sondern auch diejenige vor Philipp Reis sichern. Diese Tatsachen sind die Folgenden:
Antonio Meucci, in Florenz zum Ingenieur ausgebildet, ging frühzeitig - er sympatisierte mit dem Freiheitskämpfer Garibaldi - nach Kuba und später nach Amerika. Seit 1844 unternahm er dort elektrische Versuche. Den ersten zur Fortleitung des Schalls bestimmten Apparat konstruierte er 1849 in Havanna, wo er technischer Direktor eines Theaters war. Das Gerät war sehr urwüchsig und bestand aus einer ovalen Kupferscheibe, die der Sprechende in den Mund nahm. Dieselbe stand mit einem Draht in Verbindung, der um ein Korkstück gewunden in dessen Weiterleitung eine Batterie eingeschaltet war. Am Ende der Leitung waren die Drahtenden mit einem gleichen Apparat verbunden, der, mit einer Röhre aus Pappe umhüllt, an das Ohr gehalten wurde. Der Schall wurde also durch den Draht fortgeleitet, aber es ist nicht einzusehen, wie er durch den im Draht kreisenden Batteriestrom hätte verstärkt werden sollte.
Im Mai 1851 siedelte Antonio Meucci nach Staaten Island über, wo er fortan lebte. Hier konstruierte er nach einigen Vorversuchen ein wesentlich besseres Instrument. Dasselbe bestand aus eiuer Holzröhre, in der sich ein am oberen Ende mit einer Drahtspule umgebenes Bündel von Stahldrähten befand. Das kegelförmige Mundstück enthielt eine tierische Membran, auf der sich beim Sprechen die Luftschwingungen zunächst übertrugen. In der Zeit von 1853 bis 1854 verbesserte er den Apparat in zweierlei Hinsicht. Erstens ersetzte er das Drahtbündel durch einen Magnetstab und zweitens benutzte er an Stelle der tierischen Membran eine eiserne Platte. Immer aber in die Drahtleitung einer Batterie eingeschaltet.
Meucci erlangte mit dem neuen Apparat so gute Ergebnisse, dass er seine Erfindung zu veröffentlichen beschloss. Seinem Nationalstolz entsprechend, sollte dies aber in Italien geschehen, und er vertraute daher die Angelegenheit dem italienischen Kaufmann Bendalari, welcher eben nach Italien zurückkehren wollte.
Bendalari aber kam seinem Versprechen nicht nach, und während Meucci vergeblich auf Bendalaris Rückkehr wartete, suchte er unausgesetzt das Telephon zu verbessern. Diese Verbesserungen bezogen sich im Wesentlichen auf die Form des Apparates, welche 1865 ungefähr der letzten Form des Telephons entsprach. Die weiteren Versuche bis zum Jahre 1871 brachten keine besseren Ergebnisse. Die Fortsetzung derselben aber wurde durch einen schweren Unglücksfall zunächst unmöglich gemacht.
Antonio Meucci, der übrigens wenige Jahre vorher an industriellen Unternehmungen sein ganzes Vermögen vorloren hatte, hatte das Unglück, sich auf dem Dampfboot "Westfield" zu befinden, als dessen Kessel explodierte. Schwer verletzt lag Meucci längere Zeit krank, und währenddessen hatte seine Frau in der Noth die Apparate ihres Mannes an einen Trödler verkauft, von welchem neuerdings einige Teile wiedererlangt worden sind.
Nach seiner Wiedergenesung beschloss Meucci endlich, seine Erfindungen durch ein Patent zu schützen und dieselben zu verwerten. Er gründete mit Grandi, Buguglio und Ango Tremeschin eine Gesellschaft, und in dem am 12. Dezember 1871 unterzeichneten Kontrakt wird Meucci ausdrücklich als Erfinder des Telephons genannt. Er erhielt 20 Pfd Sterling, der einzige Lohn, den er für seine Mühen erhalten hat. Die in der Patentschrift enthaltene Zeichnung des Meucci´schen Telephons stimmt der Hauptsache nach mit den Bell`schen Einrichtungen überein.
Im Sommer 1872 ging Merucci zu Grant, der damals Vizepräsident der "District Telegraph Company" in New York war, und bat ihn, auf den Leitungen der Gesellschaft mit seinem Telephon Versuche machen zu dürfen. Grant versprach, ihn die Zeit für die Versuche wissen zu lassen, hielt aber nicht Wort, verlor obendrein noch die ihm übergebene Zeichnung.
Im Jahre 1873 endlich konstruierte Meucci noch ein Marinetelephon, das die Verbindung zwischen einem Taucher und dem darüber befindlichen Schiffe herstellen konnte.
Als Bell seine Erfindung 1876 in der "Centennial Exhibition" an die Öffentlichkeit brachte, hörte zwar Meucci davon, aber seine Armut verhinderte ihn, seine Prioritätsansprüche zu wahren.
Nach einem Bericht in der Elektrotechnischen
Zeitschrift vom März 1886
Nach Unterlagen des Departement of the Interior
Nach Unterlagen der National Records Administration, New England